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Der Blick auf die EU ist in Ost- und Westdeutschland höchst unterschiedlich, wobei die ostdeutsche Bevölkerung weitaus europakritischer eingestellt ist als die westdeutsche. Das erhöht die Chancen der beiden europakritischen Parteien AfD und BSW in den östlichen Bundesländern bei der bevorstehenden Europawahl. Aber auch bei den sozialen Schichten zeigen sich erhebliche Unterschiede in der Haltung zur EU: Der europäische Weg wird vor allem von den höheren sozialen Schichten unterstützt und auch die Zukunft der EU wird von dieser Bevölkerungsgruppe überwiegend optimistisch eingeschätzt. Trotz weit verbreiteter Skepsis gegenüber dem gegenwärtigen Zustand und der zukünftigen Entwicklung der EU in der Gesamtbevölkerung gibt es für die meisten einen europäischen Wertekanon, zu dem von der Mehrheit Demokratie, Achtung der Menschenwürde, Meinungsfreiheit, die individuelle Freiheit, sein Leben zu gestalten, Religionsfreiheit, Gleichberechtigung und Weltoffenheit gezählt werden.
Die Grundeinstellung der meisten Deutschen zu ihrem Staat ist positiv und hat sich in den letzten Jahrzehnten sogar verbessert. Die Bevölkerung befürwortet mehrheitlich einen Staat, der sich um viele ihrer Belange kümmert, aber keinen, der ihr jegliche Verantwortung abnimmt. Das Selbstbewusstsein der Bürgerinnen und Bürger gegenüber dem Staat ist seit 2012 gewachsen: Die Aussage „Der Staat, das sind wir alle. Es liegt an uns Bürgern, wie sich Deutschland entwickelt“ findet heute mehr Unterstützung.
Bürgerfern, aber ganz bei sich
Keine andere Partei war zu Beginn der Legislaturperiode von vergleichbar hohen Erwartungen und Sympathien begleitet, wie die Grünen. Jetzt werden sie als hauptverantwortlich für die Unzufriedenheit mit der Ampelregierung gesehen. Sie gelten als sowohl bürger- wie wirtschaftsfern. Doch obgleich der Kreis der Sympathisanten zuletzt geschrumpft ist, zeigt sich das Wählerfundament der Grünen von der weit verbreiteten Kritik aufgrund des anhaltenden Engagements für klassische grüne Ziele bemerkenswert unberührt. Für Anliegen, die der Bevölkerung zurzeit besonders wichtig sind – Begrenzung der Zuwanderung, innere Sicherheit, Stärkung der Wirtschaft, gute Schulen, Stabilisierung des Sozialstaats, Verringerung der Schulden – werden die Grünen allerdings kaum als Anwalt gesehen.
Russlandfreundlich, links und rechts
Der derzeitige Zuspruch zur neu gegründeten Partei „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) ist beträchtlich. Während beim Wählerpotential keine gesellschaftliche Gruppe besonders hervorsticht, zeigt sich ein großer Unterschied zur Gesamtbevölkerung beim Grad der politischen Radikalität sowohl nach rechts wie nach links. Die Motive, diese Partei zu wählen, sind ähnlich wie bei der AfD: Das Bedürfnis, den anderen Parteien einen Denkzettel zu verpassen und eine apokalyptische Grundhaltung, die allgemein typisch für radikale politische Einstellungen ist. Das am häufigsten genannte inhaltliche Motiv, das BSW zu wählen, ist die Grundhaltung der anderen Parteien zu Russland. Auch spielt die Prominenz von Sahra Wagenknecht eine bedeutende Rolle.
Während die Arbeitsbedingungen und die Beziehungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern zunehmend als Stärken des Landes wahrgenommen werden, wächst gleichzeitig der Eindruck, dass die Leistungsbereitschaft in Deutschland abnimmt. Dies wird insbesondere von den sozial schwächeren Schichten so gesehen. Die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung geht davon aus, dass sich die Höhe der staatlichen Unterstützung in Deutschland – einschließlich des Bürgergeldes – auf viele Bürgergeldempfänger demotivierend bei der Arbeitssuche auswirkt. Auch der Arbeitskräftemangel in einigen Branchen wird mehrheitlich auf zu hohe staatliche Unterstützungsleistungen zurückgeführt. Der Abstand zwischen Erwerbseinkommen und staatlicher Unterstützung ist für viele zu gering.
Wie schon im Vorjahr ist die Stimmung der Bevölkerung zur Jahreswende gedämpft. Die Gegenwart wird von der großen Mehrheit als unsicher und schwierig erlebt. Diese Krisenstimmung wirkt sich jedoch nur wenig auf das subjektive Wohlbefinden und das allgemeine gesellschaftliche Klima aus: Einsamkeitsgefühle kennen kaum mehr Befragte als in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts und die allermeisten können sich im Notfall auf Familie und Freunde verlassen. Die Spendenbereitschaft und das ehrenamtliche Engagement hat sich seit vier Jahrzenten nicht verringert und auch in den Familien ist von größeren Konflikten zwischen den Generationen nichts zu erkennen. Auch das grundsätzliche Vertrauen in andere Menschen ist nicht schwächer geworden.
Gespaltene Reaktion auf den Nahost-Konflikt
Die große Mehrheit der Deutschen ist über den Krieg im Nahen Osten zwar außerordentlich besorgt, in der Bewertung der Reaktion Israels auf den Angriff der Hamas aber zutiefst gespalten. Große Unterschiede zeigen sich dabei u.a. zwischen Ost- und Westdeutschen und zwischen den sozialen Schichten. Nur eine Minderheit sieht eine besondere Verantwortung Deutschlands für das Schicksal Israels, eine militärische Unterstützung wird mehrheitlich abgelehnt. Antisemitismus in Deutschland ist für viele mittlerweile ein großes Problem, auch hier mit deutlichen Unterschieden ist Ost und West. Ebenso uneins ist sich die Bevölkerung, wie mit den antiisraelischen Demonstrationen in unserem Rechtsstaat umgegangen werden sollte.
Klagen über die Unpünktlichkeit der Bahn sind ein beliebtes Gesprächsthema, das – ähnlich wie Klagen über das Wetter – durchaus auch soziale Funktionen erfüllt. Derzeit mehren sich aber die Anzeichen, dass Missstände bei der Bahn nicht nur gefühlt, sondern auch tatsächlich zugenommen haben. Die Zufriedenheit mit der Bahn sinkt seit Jahren, wobei Bahnkunden wie Nichtkunden mit der Bahn am häufigsten Unpünktlichkeit, hohe Fahrpreise und Unzuverlässigkeit assoziieren. Nicht wesentlich mehr Personen als vor 15 Jahren fahren heute regelmäßig mit dem Zug und für die meisten bleibt das Auto das beliebteste Verkehrsmittel. Das Deutschlandticket wird allerdings von der Bevölkerung fast einhellig begrüßt.
Das Zukunftsvertrauen in die Ampelregierung, das zu Beginn der Legislaturperiode außerordentlich groß war, ist derzeit massiv gesunken. Die Bevölkerung erkennt nur wenig Fortschritte, sieht aber gleichzeitig einen großen Reformbedarf. Die bisherigen Maßnahmen der Koalition werden zumeist kritisch bewertet: Die Klimapolitik trifft auf die Sorge, dadurch persönliche Nachteile zu erfahren. Das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Deutschland ist erdrutschartig eingebrochen und die Sorgen um den eigenen Wohlstand sind gestiegen. Die Grünen und mit großem Abstand auch die FDP werden von der Bevölkerung als dominierende Kräfte der Ampelregierung wahrgenommen, während die Überzeugung, dass die Regierungspolitik vor allem die Handschrift der SPD trägt gesunken ist. Davon, dass eine andere Regierung die Probleme besser bewältigen könnte, ist aber nur eine Minderheit überzeugt.
Protest und die Sorge vor Einwanderung
Mit Hilfe der in Allensbach entwickelten "Extremismus-Skalen" lässt sich die politische Position und der Grad der Radikalität der Befragten - unabhängig von ihrer geäußerten Parteisympathie - feststellen. Demnach ist eine ausgeprägte rechtsradikale Gesinnung unter den AfD-Anhängern zwar weit überdurchschnittlich zu finden, daneben gibt es unter den derzeitigen AfD-Anhängern allerdings einen beträchtlichen Anteil, der keine ausgeprägt rechten politischen Positionen einnimmt. Bei diesen ist ein wesentliches Motiv, sich der AfD zuzuwenden, der Protest gegen die etablierten Parteien. Der Protest entzündet sich dabei häufig an der Einwanderungspolitik und dem damit verbundenen Thema der inneren Sicherheit. Zudem lässt sich bei AfD-Anhängern eine gewisse apokalyptische Grundeinstellung beobachten. Von einer wachsenden Akzeptanz der Partei ist in der Bevölkerung wenig zu erkennen. Für die meisten ist diese Partei nicht wählbar und wird als rechtsextrem eingestuft.
Die meisten Menschen in Deutschland reagieren auf den Begriff „Künstliche Intelligenz“ mit spontaner Antipathie und nur eine Minderheit hat klare Vorstellungen, worum es dabei eigentlich geht. Es herrscht Unsicherheit über die zukünftige Bedeutung künstlicher Intelligenz, wobei die meisten nur geringe oder keine Auswirkungen auf den eigenen Alltag erwarten – dies besonders ausgeprägt die schwächeren sozialen Schichten und die Älteren. Die Mehrheit geht davon aus, dass KI Chancen und Risiken mit sich bringt, wobei die höheren Sozialschichten die Chancen stärker betonen, die unteren Sozialschichten die Risiken. Die Bevölkerung setzt auf Regulierung, gleichzeitig glauben jedoch nur wenige, dass eine wirksame Regulierung überhaupt möglich ist.
Weite Teile der Bevölkerung werden von den Debatten, die derzeit zur Wahlrechtsänderung geführt werden, nicht erreicht. Der Wissensstand über Grundprinzipien der Demokratie ist dabei nach wie vor erschreckend gering. Das zeigt sich auch bei den Fragen zu den Folgen des neuen Wahlrechts, beispielsweise zur Fünf-Prozent-Hürde oder den Direktmandaten: Viele Befragte fühlen sich hier überfordert und antworten daher mit "Unentschieden". Bei anderen Aspekten des Wahlrechts fällt es vielen leichter, sich zu positionieren: Eine Verlängerung der Wahlperiode wird mehrheitlich abgelehnt, ebenso wie eine Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre. Das aktuelle Gefühl der Machlosigkeit gegenüber den politischen Geschehnissen vor Ort mag auch mit diesen, für die Bevölkerung weit weg erscheinenden, politischen Diskussionen zusammenhängen.
Die von der Ampelregierung angestoßenen Transformationsprozesse sehen sich zunehmender Kritik gegenüber: Zwar befürwortet die Bevölkerung mehrheitlich die Forcierung von Klimaschutz, fühlt sich jedoch aktuell durch die neuen Vorgaben für Heizen und Energieeffizienz überfordert. Ebenso begrüßt eine Mehrheit den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und ein Tempolimit. Eine Politik, die den Pkw-Verkehr jedoch generell als Problem ausmacht, wird kritisch gesehen. Bei den Themen Steuerung der Migration und Gesundheitspolitik hegt die Bevölkerung Zweifel, ob die Politik den enormen Herausforderungen gewachsen ist. Zunehmend befürchtet die Bevölkerung persönliche Nachteile durch die angestoßenen Reformen.
Die Staatsverschuldung beunruhigt die Bevölkerung zurzeit zwar mehr als vor der Corona-Krise, aber trotz der staatlichen Milliardenausgaben zur Bewältigung der Corona-Krise zeigt sich die (relative) Mehrheit der Bevölkerung vom Schuldenstand nur wenig oder gar nicht beunruhigt. Gleichzeitig möchte die Mehrheit an der Schuldenbremse festhalten und fordert, dass der Staat seine Ausgaben einschränkt und spart. Darüber besteht Konsens bei den Anhängern aller Parteien mit Ausnahme der Anhänger der Grünen. Bei konkreten Fragen nach den Bereichen, in denen der Staat sparen soll, zeigt sich, dass erhebliche Teile der Bevölkerung sehr für einen sparsamen Staat sind, solange die Einsparungen nur andere Menschen betreffen und nicht sie selbst.
Zurzeit macht sich die Bevölkerung über die Flüchtlingssituation weniger Sorgen als 2015, obwohl die Zahl der Geflüchteten, die in Deutschland Zuflucht suchen, heute wesentlich höher als 2015 ist. Kulturelle Ähnlichkeiten zwischen Deutschland und der Ukraine und dass derzeit vor allem Frauen und Kinder in Deutschland ankommen, dürften dafür die Gründe sein. Die Bevölkerung sieht jedoch die Kapazitätsgrenzen erreicht und stellt sogar mehrheitlich das geltende Asylrecht in Frage. Befürchtet wird vor allem ein starker Anstieg Geflüchteter aus außereuropäischen Ländern, bei denen geringere Integrationschancen vermutet werden. Die Bevölkerung wünscht sich klar definierte Ziele und die Steuerung von Zuwanderung. Sie fordert mehr denn je ein Zuwanderungsgesetz, das an den Interessen des Landes ausgerichtet ist.
Verunsicherung und Friedenssehnsucht
Ein Jahr nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine sind die Deutschen hin- und hergerissen zwischen ihrem Wunsch, die Ukraine zu unterstützen und ihrer Friedenssehnsucht. Russland gilt für die allermeisten als der Aggressor. Im Hinblick auf die Beendigung bzw. Eindämmung des Krieges gibt es kein einheitliches Meinungsbild, auch nicht bei der Beurteilung der Arbeit der Bundesregierung im Zusammenhang mit dem Krieg. Höhere Verteidigungsausgaben und die Mitgliedschaft in der NATO werden im Vergleich zum letzten Jahrzehnt jedoch von weitaus mehr Deutschen als wichtig für die Sicherheit des Landes angesehen. Russland ist nur noch für eine kleine Minderheit ein besonders wichtiger Partner Deutschlands.
Obwohl die große Mehrheit Deutschland große Stärken im Hinblick auf Lebensqualität, politische Stabilität und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit attestiert, stellt nur eine Minderheit dem Land insgesamt eine gute Prognose. Dabei wird die Wirtschaft als wesentlich leistungsfähiger und moderner als die staatlich verantworteten Bereiche eingeschätzt. Die Bürgerinnen und Bürger haben wenig Hoffnung, dass sich die Leistungsfähigkeit des Staates in absehbarer Zeit verbessert. Das Vertrauen darauf, dass die Politik die anstehenden Herausforderungen und Probleme meistern kann, erodiert seit Jahren.
Das Jahr 2022 wird von der deutschen Bevölkerung mit dem vom Bundeskanzler nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs geprägten Ausdruck als „Zeitenwende“ empfunden. Die Inflation und der Ukraine-Krieg machen dabei die meisten Sorgen und mehr als die Hälfte der Bevölkerung hält das Jahr 2022 für „das schlimmste Jahr seit Langem“. Aber bei vielen schärft sich im Angesicht der weltweiten Krisen auch das Bewusstsein für den eigenen Wohlstand und den Wert einer freien Gesellschaft. Und auch der Anteil derjenigen, die den kommenden 12 Monaten hoffnungsvoll entgegensehen, steigt seit Oktober wieder.
Die Besorgnis über die Abhängigkeit von China hat in der Wirtschaft in den letzten Jahren zugenommen, während die Bevölkerung die Lage entspannter sieht. Die meisten sehen in China die führende Wirtschaftsmacht der Zukunft und sind parteiübergreifend der Meinung, dass eine enge Kooperation mit China auch in Zukunft außerordentlich wichtig sein wird. Von einem „Wandel durch Handel“ sind heute weniger überzeugt denn je. Die Mehrheit hält es auch für nicht realistisch, sich bei den Wirtschaftsbeziehungen auf ähnlich ausgerichtete Länder zu konzentrieren. Die große Besorgnis über die wirtschaftlichen Perspektiven Deutschlands lässt die Bevölkerung an dem für die Weltwirtschaft immer wichtiger werdenden China festhalten.
Driftet die Gesellschaft auseinander?
Von der aktuellen Inflationskrise fühlen sich wesentlich mehr Deutsche betroffen als von der Finanzkrise 2008/2009. Das geht einher mit einem allgemeinen Gefühl der Verunsicherung, was auch das Vertrauen in die Regierung betrifft – und dies quer durch alle politischen Lager. Dass der Anteil der AfD-Anhänger in den letzten Monaten langsam, aber kontinuierlich zugenommen hat, könnte ein Indiz für eine zunehmende Radikalisierung der Bevölkerung im Zuge der Krise sein, gegenwärtig gibt es jedoch keine weiteren eindeutigen Hinweise darauf.
Der Ukraine-Krieg bedeutet für Europa und Deutschland, eine Balance zwischen Friedenssicherung und dem Kampf um Freiheit und Souveränität zu finden. In Deutschland befürchtet die Bevölkerung für sich erhebliche Einbußen durch den Krieg, aber nicht eine Bedrohung der eigenen Souveränität und Freiheit. Dabei ist die Mehrheit überzeugt, dass sich die westlichen Ideen von Freiheit und Demokratie durchsetzen werden. Der wirtschaftlichen Unabhängigkeit von anderen Ländern wird – insbesondere was die Energieversorgung betrifft – von den meisten eine hohe Priorität zugewiesen, ebenso wie der Migration, die die meisten einschränken wollen. Zurzeit überwiegen Pessimismus und Fatalismus bei den Zukunftserwartungen.
Die Furcht vor der Geldentwertung
Den Sorgenkatalog der Bevölkerung führt derzeit die hohe Inflation an. Viele spüren die Preissteigerungen in ihrem Alltag, sind aber bisher nicht von einer fundamentalen Verschlechterung ihrer finanziellen Situation betroffen – aber befürchten das zukünftig. Auch rechnen die meisten für den Winter mit einer ernsthaften Energiekrise. Das Vertrauen in die Bundesregierung, mit den richtigen Maßnahmen die Inflation wirksam zu bekämpfen, ist gering. Dennoch soll gegenüber Russland kein weicherer Kurs gefahren werden. Nachgeben gegenüber Russland ist nur an den politischen Rändern populär.
Deutschland - ein polarisiertes Land?
Viele haben den Eindruck, dass die deutsche Gesellschaft gespalten ist und sich Meinungen häufig unversöhnlich gegenüberstehen. Dabei kommt der Pandemie und den Kontroversen um die politischen Maßnahmen besondere Bedeutung zu. Anders als in den USA gibt es in Deutschland eine große politische Stabilität und die etablierten Parteien genießen bei den Bürgerinnen und Bürgern großen Rückhalt. Die Felder, auf denen sich die große Mehrheit einig ist, sind zudem wesentlich zahlreicher als die heftigen Kontroversen. Während Parteipräferenzen in Deutschland kaum polarisieren, sind es eher die andauernden Unterschiede zwischen West und Ost und den sozialen Schichten. Angesichts einer wachsenden Diskursmüdigkeit in Deutschland ist die Förderung von Diskursbereitschaft, Faktenorientierung und Respekt ungleich wichtiger für die Stabilität der Demokratie als die Fokussierung auf Minderheiten, die sich gegen die Mehrheit stellen.
Die Mehrheit der Deutschen hat zwar Zweifel, ob es die in der Öffentlichkeit so oft beschworenen europäischen Werte tatsächlich gibt, gleichzeitig hat sie aber klare Vorstellungen über ein europäisches Wertesystem. Grund für diese merkwürdige Diskrepanz könnte die wahrgenommene Zerstrittenheit der EU-Mitgliedsstaaten, aber auch der Wunsch nach einem starken und selbstbewussten Europa sein, das die Bevölkerung im Ukraine-Krieg gerne deutlicher erkennen würde. Dabei wird die EU neben ihrer wirtschaftlichen Bedeutung zunehmend als politische Gemeinschaft gesehen. Eine relative Mehrheit der Bevölkerung ist zudem überzeugt, dass Deutschland nicht isoliert, sondern nur im Rahmen der EU international etwas bewirken kann. Anders als noch zu Beginn des Jahrtausends wird heute die Ukraine von der Hälfte der Bevölkerung als europäisches Land gesehen, Russland nur noch von einer Minderheit.
Neues Leitbild "Wehrhafter Frieden"
Im Unterschied zu den 80er Jahren, in denen die Friedensbewegung mit pazifistischen Forderungen einen starken Rückhalt in der Bevölkerung hatte, unterstützt heute die Mehrheit in Deutschland das Konzept von Sicherheit durch eigene militärische Stärke. Dies gilt auch für die Anhänger der Grünen. Nicht jedoch für die Mehrheit der Ostdeutschen, die auch jeglichem militärischen Engagement im Ukraine-Krieg wesentlich kritischer als ihre Landsleute in Westen gegenüberstehen. Was auch daran liegen mag, dass die Ostdeutschen gute deutsch-russische Beziehungen grundsätzlich für wichtiger erachten als die Westdeutschen. Die Aussicht auf einen baldigen Waffenstillstand und eine Verhandlungslösung wird in allen Bevölkerungskreisen skeptisch gesehen, wobei die Aussicht auf „Frieden schaffen ohne Waffen“ zwar nach wir vor das ausdrückt, was sich die Bevölkerung von Herzen wünscht, was heute aber – angesichts des Ukraine-Kriegs - als utopisch bewertet wird.
Die durch den Ukraine-Krieg steigenden Energiepreise führen im Alltag vieler Deutscher zu Verhaltensänderungen und verändern auch den Blick auf das Thema Energieversorgung insgesamt. Viele achten beim Einkaufen mehr auf den Preis, heizen weniger, versuchen sparsamer zu leben und fahren nach eigenen Angaben weniger Auto. Aber der Aussage des früheren Bundespräsidenten Gauck („Wir können auch mal frieren für die Freiheit“) stimmen nur 24 Prozent zu. Der Anteil derjenigen, die für eine vom Ausland unabhängige Energieversorgung sind, ist gestiegen, ebenso der Anteil derjenigen, die sich für einen möglichst raschen Ausbau der erneuerbaren Energien aussprechen, wenn auch mit erheblichen Zweifeln, ob das gelingen kann. Was die Haltung zur geplanten Abschaltung der Kernkraftwerke betrifft, ist nur noch ein Viertel der Bevölkerung dafür.
In der Geschichte der Bundesrepublik war das Zukunftsvertrauen der Bevölkerung noch nie so tief erschüttert wie seit Beginn des Krieges in der Ukraine. Mehr als die akute Kriegsgefahr befürchtet die Bevölkerung wirtschaftliche Kollateralschäden, wobei die Sorge um die Sicherheit der Energieversorgung besonders stark ist. Die Unterstützung für die Regierungskoalition ist bisher weitgehend stabil und der Rückhalt für den neuen Kanzler wächst. Die meisten trauen sich jedoch kein Urteil über die ersten hundert Tage der Ampelregierung zu, da sie nach ihrem Eindruck hauptsächlich mit Krisenmanagement beschäftigt ist. Die Mehrheit attestiert der neuen Regierung den Willen, das Land zu modernisieren und langfristige politische Ziele zu verfolgen, es überwiegen jedoch in vielen Bereichen Zweifel, ob die Umsetzung gelingt.
Fassungsloser Blick nach Moskau
Bereits unmittelbar bevor Russland die Ukraine militärisch angriff, stufte die deutsche Bevölkerung die Lage als bedrohlich ein. Mehr als doppelt so viele wie vor einem Jahr sahen Russland am Vorabend der Invasion als größte Gefahr für den Frieden in der Welt. Und auch über die deutsch-russischen Beziehungen macht sich die Bevölkerung keine Illusionen und Putins Ansehen ist noch einmal deutlich gesunken. Die Forderungen Russlands gegenüber der NATO und der Ukraine finden in Deutschland nur wenig Unterstützung. Die Bevölkerung setzt in erster Linie auf Diplomatie und spricht sich mehrheitlich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aus. Die Ukraine-Krise lässt die die Bevölkerung sicherheitspolitisch wieder näher an die USA rücken.
Erhebliche soziale Kollateralschäden der Pandemie
Der Gemütszustand der meisten Deutschen hat sich in den Jahren der Pandemie merklich verschlechtert. Die große Mehrheit hat das Gefühl, in einer besonders unsicheren Zeit zu leben, überdurchschnittlich verunsichert sind die schwächeren sozialen Schichten, die ohnehin stärker von der Krise betroffen sind. Als besonders belastend werden die Einschränkungen sozialer Kontakte empfunden, insbesondere in der jüngeren Generation. Während am Anfang der Pandemie die Medienberichterstattung positiv beurteilt wurde, hat sich diese Einschätzung nahezu ins Gegenteil verkehrt. Auch hat sich das gesellschaftliche Klima nach der Meinung der weitaus meisten ins Negative verändert. Pessimismus und Frustration lassen das Verständnis für Proteste gegen die Coronamaßnahmen wachsen.
Christliche Kultur ohne Christen
Auch wenn im öffentlichen Raum das Christentum in der Vorweihnachtszeit allgegenwärtig ist und auch das Singen von Weihnachtsliedern bei Familien mit Kindern nach wie vor gepflegt wird, spielt sich seit Jahrzehnten eine Erosion des Christentums in Deutschland ab. Kirchenbesuche sind deutlich rückläufig und die Anzahl der Kirchenmitglieder sinkt rapide, was in kurzer Zeit dazu führen könnte, dass die Zahl die 50-Prozent-Schwelle unterschreitet. Aber auch bei den verbliebenen Kirchenmitgliedern ist der christliche Glaube nur bei wenigen noch tief verankert - die Kerninhalte werden schon seit längerem nur noch von einer Minderheit in der Bevölkerung vertreten. Auch haben für viele die Kirchen in der öffentlichen Diskussion kaum noch eine Bedeutung.
Zwar hat die Ampelregierung in der Bevölkerung zurzeit die größte Unterstützung, was mögliche Koalitionen betrifft, ihr Regierungsantritt löst aber bisher keine Aufbruchstimmung aus und viele hegen Zweifel, ob sie die Probleme des Landes bewältigen kann. Fortschritte werden der Regierung am ehesten beim Klimaschutz und der Digitalisierung zugetraut, bei anderen Themen – wie Stabilisierung der sozialen Sicherungssysteme, innere Sicherheit, Bürokratieabbau – haben die Bürgerinnen und Bürger eher Zweifel. Die neuerliche Eskalation der Corona-Pandemie, die steigende Inflation und das Drama an der Grenze zwischen Polen und Belarus zwingen den Koalitionspartnern Themen auf, die in ihrer bisherigen Agenda nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben.
Das Wahlergebnis wird von der Bevölkerung weder mit Begeisterung noch mit besonderem Ärger hingenommen. Eine relative Mehrheit befürwortet die sich abzeichnende Ampelkoalition gegenüber den anderen Koalitionsmöglichkeiten, zeigt sich bei der weiteren Beurteilung des Wahlergebnisses jedoch eher unsicher. Es gab bei dieser Wahl wesentlich mehr Wechselwähler als bei vorherigen Bundestagswahlen, ungewöhnlich viele Wählerinnen und Wähler haben sich erst kurz vor der Wahl entschieden, ebenso ungewöhnlich vielen ist es schwer gefallen, sich für eine Partei zu entscheiden. Rückblickend war der Eindruck der Zerstrittenheit bei den Unionsparteien entscheidend für deren Wahlniederlage.
Die große Mehrheit der Deutschen ist zwar entschlossen, zur Wahl zu gehen, aber weniger als bei allen vorherigen Wahlen sind entschieden, welche Partei sie wählen wollen. Gründe dafür sind die mangelnde Überzeugungskraft der Spitzenkandidaten und Unsicherheiten über die Angebote der Parteien, die inhaltliche Kontroversen im Wahlkampf bisher weitgehend vermieden haben. Das Erscheinungsbild der Parteien hat in diesem Wahlkampf eine besondere Bedeutung, wobei die Unionsparteien wesentlich zerstrittener wahrgenommen werden als die SPD. Viele Wählerinnen und Wähler lassen sich eher von der Überlegung leiten, wen sie verhindern wollen, als von dem Wunsch, einen Kandidaten oder eine Partei zu unterstützen. Skeptisch ist die Mehrheit auch bei zukünftig möglichen Koalitionen, wobei Zweier-Bündnissen noch eher eine konstruktive Zusammenarbeit zugetraut wird. Ungewöhnlich viele Wählerinnen und Wähler können bei dieser Wahl kein Urteil abgeben, wie die Wahl ausgehen wird.
Deutsche Muslime und die Demokratie
Knapp 7 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind muslimischen Glaubens, wobei die Hälfte dieser Muslime die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Diese Gruppe der deutschen Muslime wurden neben der Gesamtbevölkerung für diese Studie repräsentativ befragt. Es zeigt sich u.a. , dass sich die deutschen Muslime im Vergleich zu Katholiken in etwa gleichem Maße als religiös bezeichnen, dass die Erfahrung des sozialen Aufstiegs deutlich weiter verbreitet ist als in der Gesamtbevölkerung und dass bei Fragen zur Demokratieverankerung die deutschen Muslime eine stärkere Loyalität zum demokratischen Staat und seinen Vertretern zeigen, als die Bevölkerung insgesamt.
Wahl im Zeichen des Klimawandels?
Die Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen hat der Klimadebatte neue Aktualität verliehen, nachdem zuvor die Pandemie im Mittelpunkt der Berichterstattung stand. Was die Kriterien für die Wahlentscheidung betrifft, liegt das Engagement der Parteien für den Klimaschutz derzeit jedoch nur auf Position vier. Dabei möchte die große Mehrheit keinen Klimaschutz um jeden Preis, sondern fordert ein ganzheitliches Konzept, das die Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft einbezieht und bei Zielkonflikten Kompromisse sucht. Die Bevölkerung unterstützt das nationale und europäische Engagement für den Klimaschutz, obwohl sie mehrheitlich davon ausgeht, das nur eine weltweite Kraftanstrengung wirklich erfolgversprechend wäre. Stärker als die Politik setzt die Bevölkerung auf technologischen Fortschritt zur Verringerung der Klimabelastung.
Die Mehrheit fühlt sich gegängelt
Die Zahl derer, die sagen, dass man in Deutschland seine Meinung frei äußern könne, nimmt seit einigen Jahrzehnten stetig ab: Im Juni 2021 sind nur noch 45 Prozent der Befragten dieser Ansicht. Dabei bezieht sich diese Haltung auf gesellschaftliche Sanktionen, die drohen, wenn man öffentlich gegen die Regeln der „Political Correctness“ verstößt. Ob es um Themen wie das „Gendern“ geht, aber auch um die Verwendung von Ausdrücken wie „Zigeunerschnitzel“ oder um Fälle, bei denen Personen wegen ihrer öffentlichen Äußerungen, die als diskriminierend gewertet wurden, zurücktreten mussten: Dies alles steht den Vorstellungen der meisten Bürgerinnen und Bürger entgegen. Der öffentliche Druck gegen die Einstellungen der Bevölkerungsmehrheit wird durch die Massenmedien befördert und birgt für die Gesellschaft ein bedeutendes Konfliktpotential.
Flickenteppich versus Bürgernähe
Die Grundhaltung zum Föderalismus ist in der Corona-Krise überraschenderweise positiver geworden. Dabei hat der Föderalismus im Positiven - aber auch im Negativen - an Profil gewonnen. Die räumliche Nähe der Länder zu den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort ist für viele ein wesentliches Argument für den Föderalismus. Gegen den Föderalismus spricht nach Auffassung einer Bevölkerungsmehrheit, dass politische Entscheidungen länger dauern und Zuständigkeiten oft nicht klar sind. Die Pandemie hat aber auch sichtbar gemacht, dass die Länder in vielen Bereichen unter ihren Möglichkeiten bleiben und in wichtigen Feldern unzureichend aufgestellt sind. In einigen Bereichen, die weitgehend von den Ländern verantwortet werden, wünscht sich die Mehrheit der Bevölkerung bundesweit einheitliche Regelungen.
Begrenzter europäischer Impfschaden
Während in der Pandemiezeit das Vertrauen in die Bundesregierung – trotz der zuletzt deutlichen Kritik am Krisenmanagement – gestiegen ist, ist die Zahl derer, die der Europäischen Kommission und auch der Europäischen Union insgesamt Vertrauen entgegenbringen, gesunken. Es ist offensichtlich, dass die Probleme bei der Impfstoffbeschaffung zum Ansehensverlust der EU beigetragen haben. Bei Fragen, die nicht ausdrücklich auf die Tagespolitik und speziell die Corona-Krise abzielen, zeigt sich hingegen, dass sich die aktuellen Bewertungen nicht wesentlich von denen früherer Jahre unterscheiden. Ähnlich wie dies bereits bei der Finanzkrise 2018 und dem Brexit der Fall war. Das europäische Einigungsprojekt scheint in der Bevölkerung zwar keine Begeisterung auszulösen, wird aber, auch aus geopolitischen Gründen, wohl als alternativlos angesehen.
Der große Rückhalt, der für die Unionsparteien über das ganze Jahr 2020 hinweg in der Bevölkerung bestand, hat sich in den letzten Wochen verflüchtigt. Das Vertrauen in die Union als gute Krisenmanagerin ist zutiefst erschüttert, was auch Einfluss auf die Bundestagswahl im Herbst haben könnte. Die Zeit, Vertrauen zurückzugewinnen ist denkbar knapp. Die politischen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie werden als willkürlich, widersprüchlich und teilweise absurd empfunden. Die große Mehrheit der Kritiker traut der Politik nicht mehr zu, dass sie einen Plan für die Bewältigung der Krise hat. Dazu kommen die offensichtlichen Schwächen in der organisatorischen Umsetzung der Maßnahmen und der Impfkampagne.
Die Lage der CDU/CSU ist zu Beginn des Jahres uneindeutig. Die Mehrheit der Bevölkerung bescheinigt ihr aktuell Einigkeit und hält sie in vielen Bereichen für kompetent. So steht die Union vor allem für Verlässlichkeit und Stabilität. Das inhaltliche Profil der CDU hat sich für die meisten in den letzten Jahren nur wenig verändert. Im politischen Spektrum sind die Anhänger der Union in den letzten Jahrzehnten leicht nach links gerückt und liegen momentan gleichauf mit den FDP-Anhängern. Während die Mehrheit der Bevölkerung keine erneute Kandidatur Merkels befürworten würde, zeigen sich die Anhänger der Union in diesem Punkt gespalten.
Die Impfbereitschaft in Deutschland steigt seit Ende letzten Jahres deutlich. Eine Impfpflicht wird allerdings von der Mehrheit nicht befürwortet, genauso wenig wie eine Bevorzugung von Geimpften. Die aktuelle Krise erhellt schlaglichtartig bestehende Schwachstellen der staatlichen Verwaltung, dazu gehören das gesamte Impfmanagement, aber auch die technische Ausstattung der Schulen oder die personelle Ausstattung des Gesundheitswesens. Im Unterschied zu Führungskräften aus Wirtschaft und Politik befürchtet die Mehrheit der Deutschen, dass sich die Krise noch länger hinzieht und erstmals seit Beginn der Pandemie läuft die Regierung Gefahr, den Rückhalt der Mehrheit für die Corona-Maßnahmen zu verlieren.
Erleichterung über Wahl Bidens
Während Donald Trump als amerikanischer Präsident von Anfang an von den Deutschen mit überwältigender Mehrheit abgelehnt wurde, werden Joe Biden - und auch Kamala Harris - hingegen mit Wohlwollen betrachtet. Die Deutschen erwarten zu zwei Dritteln, dass sich die deutsch-amerikanischen Beziehungen unter Biden verbessern werden. Allerdings zeigen die über Jahrzehnte vom Allensbacher Institut erhobenen Daten, dass sich das Gesamtbild der USA bei den Deutschen langsam aber beharrlich ins Negative kehrt. Gerade was die Sicherheitspolitik betrifft, hat sich das Vertrauen in die USA als verlässlicher Partner verflüchtigt, das Gefühl der Abhängigkeit ist aber geblieben.
Den derzeitigen selektiven Lockdown angesichts steigender Corona-Infektionszahlen sieht die Mehrheit der Bürger als gravierenden Einschnitt in ihr Leben und die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus werden kritischer als im Frühjahr beurteilt. Dabei spielt es auch eine Rolle, dass die Regelungen teilweise als willkürlich und schwer nachvollziehbar empfunden werden. Trotz aller Irritationen und dem Unverständnis im Detail findet das Krisenmanagement der Bundesregierung – und auch der Landesregierungen – nach wie vor bei der großen Mehrheit Anerkennung, wenn auch mit sinkender Tendenz. Da zwei Drittel der Bürger befürchten, den Überblick zu verlieren, was in ihrer Region gilt, wird die Forderung nach einem bundesweit einheitlichen Vorgehen stärker. Zur Vertrauensbildung und Stabilisierung braucht Deutschland klare und transparente Leitlinien, was am besten zentral und was auf Landes- oder regionaler Ebene entschieden und gesteuert werden kann.
Langsame Fortschritte bei der deutschen Einheit
Das Fazit der Deutschen zur Wiedervereinigung ist mehrheitlich positiv. Von Beginn an überwog die Freude über die Wiedervereinigung und die weitaus meisten halten die Entwicklung bis heute für eine Erfolgsgeschichte. Die Ergebnisse der aktuellen Umfrage zum Stand der inneren Einheit Deutschlands zeigen jedoch auch gegenseitige Vorurteile und bei manchen auch Unzufriedenheit. Viele betonen nach wie vor die Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschen, Ostdeutsche haben dabei ein positiveres Selbstbild als Westdeutsche. Zu beobachten ist, dass das nationale Identitätsgefühl auch eine Generationenfrage ist: Während sich junge Ostdeutsche eher als Deutsche fühlen, ist es bei älteren Ostdeutschen genau umgekehrt: Sie fühlen sich mehrheitlich immer noch eher als Ostdeutsche.
Olaf Scholz, der Kanzlerkandidat der SPD, erzielt derzeit als Finanzminister hohe Popularitätswerte, was bisher jedoch keine positive Ausstrahlung auf die Wahrnehmung der SPD insgesamt hat. Von den hohen Zustimmungswerten zur Regierungskoalition profitiert derzeit fast ausschließlich die Union. Dies mag vor allem daran liegen, dass das Ziel- und Kompetenzprofil der SPD sich in vielen Bereichen nicht mit der politischen Agenda der Bevölkerung deckt, die derzeit ganz im Zeichen der Krise steht. So wird der SPD weder Krisenkompetenz zugeschrieben noch sehen die Bürgerinnen und Bürger in ihr die politische Kraft, die die Erholung der Wirtschaft befördern kann. Für den Ausgang der kommenden Bundestagswahl wird der Stand der Pandemiebekämpfung von entscheidender Bedeutung sein.
Die Erfahrungen mit dem digitalen Unterricht angesichts der pandemiebedingten Schulschließungen haben die Eltern – entgegen mancher Erwartung – nicht vom digitalen Lernen überzeugt. Neben der als anstrengend empfundenen Motivierung der Kinder und der notwendigen Unterstützung bei der Aneignung des Lernstoffs gab es auch ganz praktische Probleme, z.B. mit der Technik. Insgesamt beurteilen die meisten Eltern den Lernerfolg ihrer Kinder im letzten Schuljahr negativ. Auf der einen Seite ersehnen viele Eltern ein Ende des Ausnahmezustandes, andererseits scheuen sie angesichts der damit verbundenen Infektionsrisiken die Rückkehr zum normalen Schulalltag. Die Sorge um eine mangelnde Digitalisierung der Schulen spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.
Das Vertrauen der Bevölkerung in die Bundesregierung und deren Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ist nach wie vor hoch und stabil. Die Bevölkerung hat sich in weiten Teilen damit arrangiert, den eigenen Aktionsradius zu reduzieren und viele genießen sogar die Entschleunigung. Obwohl registriert wird, dass es nur noch wenig gibt, das wie vor der Pandemie funktioniert, scheint dies die Bevölkerung nicht weiter zu beunruhigen. Die eigene wirtschaftliche Situation wird weiterhin von den meisten positiv beurteilt. Um einer zweiten Welle - womit die Mehrheit rechnet – aktiv zu begegnen, braucht es das Vertrauen, dass Wirtschaft und Gesellschaft auch funktionsfähig bleiben, ohne dass es eine Impfung oder verlässliche medizinische Behandlung gibt. Dieses Zutrauen ist zurzeit jedoch nur eingeschränkt vorhanden.
Im Zuge der Corona-Pandemie gewinnen Wissenschaft und Forschung bei den Deutschen immer mehr an Ansehen. Das betrifft auch die Rolle von wissenschaftlichen Experten. Entsprechend des Medientenors genießen Mediziner, Klimaforscher und Virologen derzeit den größten Rückhalt in der Bevölkerung, weit abgeschlagen sind hingegen Historiker, Politikwissenschaftler und Philosophen. Wissenschaft scheint im Verständnis der meisten eher als Dienstleistung zu fungieren, wobei die angewandte Forschung von der Bevölkerung als wichtiger wahrgenommen wird als die meisten anderen wissenschaftliche Disziplinen. Die Prinzipien der Grundlagenforschung stoßen hingegen auf eher wenig Verständnis.
Der schwere Weg in die Normalität
Allmählich sinkt die Zahl der Corona-Fälle in Deutschland. Dies führt dazu, dass auch die Angst vor einer möglichen Infektion in der Bevölkerung schwindet. Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger ist überzeugt, dass Deutschland die Pandemie bisher gut eingedämmt hat und sieht staatliche Eingriffe wie die Einführung der Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr und bei Einkäufen als gerechtfertigt an. Mittlerweile haben sich die meisten gut auf die neue Lebenssituation eingestellt. Große Sorgen bereitet vielen jedoch die wirtschaftliche Lage. Hinsichtlich jüngster Lockerungsmaßnahmen und der damit verbundenen Inkaufnahme eines gewissen Restrisikos ist die Bevölkerung zweigeteilt.
Das Streben nach Sicherheit als Gefahr für die Freiheit
Die staatlichen Schutzmaßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie bedeuten für die Bürgerinnen und Bürger eine massive Einschränkung ihrer Grundrechte. Für die meisten hat sich das Alltagsleben stark verändert, wobei das Kontaktverbot die größte Belastung darstellt. Dennoch gibt es eine breite Unterstützung für die Arbeit der Bundesregierung in der Krise, die Furcht vor den Folgen der Corona-Epidemie lässt die Bevölkerung die massiven Einschränkungen nicht nur hinnehmen, sondern sogar begrüßen. In der aktuellen Corona-Krisensituation zeigt sich, wie sehr die Bürger bereit sind, zugunsten von Sicherheit auf Freiheit zu verzichten – wenn der Anlass dafür nur furchteinflößend genug ist.
Ab Mitte März 2020 verstärkten sich die Sorgen der Bevölkerung angesichts der Corona-Pandemie in nur wenigen Tagen gravierend. Neben den gesundheitlichen traten angesichts der rigorosen staatlichen Maßnahmen die wirtschaftlichen Risiken immer mehr in den Vordergrund. Die Einschätzung der wirtschaftlichen Perspektiven schlug innerhalb von drei Wochen von entspanntem Optimismus in tiefen Pessimismus um. Die Sorgen darüber, was die Zukunft bringen könnte, belasteten die meisten Bürger dabei mehr als die Einschränkungen im Alltagsleben.
Bürokratie ist ein Thema – wie auch z.B. die Verkehrspolitik oder die Bildungspolitik -, bei dem die Bevölkerungsmeinung wesentlich aus der eigenen Erfahrung gespeist wird. Schon länger sammeln sich in den Umfragen des Instituts für Demoskopie Indizien für einen wachsenden Unmut in der Bevölkerung über Bürokratie und staatliche Vorschriften in Deutschland. Fast drei Viertel der Bevölkerung in Deutschland geben derzeit an, sich in den letzten fünf Jahren über zu viel Bürokratie geärgert zu haben. Dabei belastet die Bürokratie vor allem das Berufsleben vieler Bürger: Hier sind die Freiberuflichen und Selbstständigen sowie leitende Angestellt und Beamte in besonderem Maße betroffen. Symptomatisch für die bürokratischen Hürden in Deutschland ist die Steuererklärung: Nur 25 Prozent geben an, diese selbst auszufüllen.
Erwartungen an eine Arbeitnehmerpartei
Gegenwärtig ist die Sozialdemokratie in einer schwierigen Lage: Obwohl inhaltliche Erwartungen an die Partei und das ihr zugewiesene Zielprofil weitgehend übereinstimmen, würden derzeit nur 14 Prozent die SPD wählen und auch ihr weites Wählerpotenzial schrumpft. Gleichzeitig ist die Überzeugung zurückgegangen, dass die Sozialdemokratie für das Land unverzichtbar sei. So wird der Wert der SPD derzeit geringer eingeschätzt als der Wert der Grünen, besonders in der jungen Generation. Dennoch ist die Bevölkerung mehrheitlich der Meinung, dass die politische Entwicklung Deutschlands auch von der Erholung der SPD abhängt. Dass die SPD dermaßen an Popularität eingebüßt hat mag daran liegen, dass die Partei der ausgeprägten Leistungskomponente des Gerechtigkeitsempfindens der Bevölkerung zu wenig Rechnung trägt wie auch ihrem Sicherheitsbedürfnis. Außerdem wird der SPD nur von einer kleinen Minderheit zugetraut, mit den entsprechenden Konzepten die Herausforderungen der Zukunft bewältigen zu können.
Nur wenige Deutsche setzen heute auf eine enge Partnerschaft mit den USA. Die große Mehrheit geht davon aus, dass sich die beiden Länder auseinanderentwickeln und schätzt auch die Bedeutung der USA für die Sicherheit Deutschlands wesentlich geringer als in früheren Jahren ein. Viele wünschen sich eine eigenständigere Rolle Europas in der Sicherheitspolitik, trauen das Europa aber mehrheitlich nicht zu. Nur 20 Prozent sehen jedoch die Notwendigkeit, dass sich Deutschland stärker militärisch engagiert.
In der laufenden Legislaturperiode ist das Zutrauen in die Leistung der Regierung und das Vertrauen in die politische Stabilität erdrutschartig verfallen. Das Regierungsbündnis gilt als zerstritten und wenig handlungsfähig. Mittlerweile wird diese Einschätzung auch auf den Staat insgesamt ausgeweitet. Dennoch wird in Neuwahlen keine wirkliche Chance zur Verbesserung der Situation gesehen. Die derzeit wahrscheinlichste Konstellation nach Neuwahlen wäre Schwarz-Grün, was bei den Bürgerinnen und Bürgern – und auch bei den Anhängern der betroffenen Parteien - auf wenig Begeisterung trifft. Sowohl die weiten Potentiale der Parteien als auch die konkreten Wahlabsichten signalisieren eine durchaus offene Situation für die nächste Bundestagswahl.
Das Verblassen der Erinnerung an die Diktatur
In den östlichen Bundesländern ist seit der Wiedervereinigung immer eine klare Mehrheit der Überzeugung, dass die Wiedervereinigung ein Anlass zur Freude sei. Und auch im Westen überwiegt in den allermeisten Umfragen die Freude über diese historische Zäsur. Die Verhältnisse in der DDR werden heute von den meisten Ostdeutschen fast genauso gesehen wie kurz nach der Wiedervereinigung. Nur in der jungen Generation scheinen sich Defizite beim Wissen über die DDR abzuzeichnen: So traut sich mehr als ein Drittel der unter 30-Jährigen kein Urteil darüber zu, ob die DDR ein Rechtsstaat gewesen sei oder nicht. Während die Anhänger der Linken genauso wenig wie der Bevölkerungsdurchschnitt den Verhältnissen in der DDR nachtrauern, finden 38 Prozent der Anhänger der AfD, die Verhältnisse vor der Wende seien „ganz erträglich“ gewesen.
Schon vor den „Fridays for Future“-Demonstrationen war der Klimawandel ein Thema, das weite Teile der Bevölkerung stark beunruhigte. Allerdings spielen Umwelt- und Klimaschutz in der Agenda der Bürger heute eine wesentlich größere Rolle als vor zwei, drei Jahren. Nur die Anhänger der AfD halten die Klimadebatte mehrheitlich für aufgebauscht und stehen auch Greta Thunberg – der Initiatorin der Klimaschutzbewegung – kritisch gegenüber. Dabei scheint die kritische Haltung der AfD gegenüber der Klimadebatte für ihre Anhänger zu einem identitätsstiftenden Themen, ähnlich wie vorher die Migration, zu werden. Was die Maßnahmen zum Klimaschutz betrifft, ist die Polarisierung zwischen den Anängern der Parteien schwächer: die große Mehrheit hält eine internationale Klimaschutz-Allianz für besonders wichtig und setzt eher auf Anreize und Innovationen als auf Einschränkungen und finanzielle Belastungen. Eine CO2-Steuer trifft mehrheitlich auf Ablehnung.
Die Schulpolitik ist für die meisten Bürger ein wichtiges gesellschaftspolitisches Thema, auch deshalb, weil sie dabei eigene Alltagserfahrungen in die über die Medien geführten politischen Diskussionen einbringen. Das allgemeine Urteil über das Schulsystem ist eher verhalten, die eigene Schulzeit ist bei den meisten jedoch in positiver Erinnerung. Gemeinschaftsschulen werden quer durch alle Bevölkerungsgruppen mehrheitlich abgelehnt und Inklusion sehen die meisten als problematisch an. Die föderale Organisation des Bildungswesens in Deutschland wird von fast zwei Drittel der Bevölkerung nicht befürwortet.
Große Herausforderungen im Osten
Die Lage in Ostdeutschland wird von der ostdeutschen Bevölkerung nach wie vor deutlich kritischer eingestuft als von der westdeutschen, dies gilt insbesondere für die Einschätzung der Lebensverhältnisse. Besonders negativ wirkt sich die Abwanderung vor allem vieler junger Menschen aus Ostdeutschland auf die dortige Entwicklung und das Lebensgefühl aus. Die Überzeugung, dass es unterschiedliche Lebensverhältnisse in Ost und West gibt befördern ein spezifisch ostdeutsches Identitätsgefühl, besonders bei den Anhängern der Parteien am rechten und linken Rand des politischen Spektrums und bei vielen auch den Eindruck „abgehängt“ zu sein. Das im Grundgesetz verankerte Recht auf gleichwertige Lebensverhältnisse in allen Regionen bedeutet für Politik und Wirtschaft somit eine große Herausforderung.
Ansätze zu einer europäischen Öffentlichkeit
International vergleichende Umfragen zeigen, dass sich die Meinung der Bürger über die Europäische Union nach der Entscheidung Großbritanniens, die Union zu verlassen, verbessert hat. In Deutschland interessieren sich mehr als zwei Drittel für die Europawahl und ihre politischen Folgen und mehr als die Hälfte misst ihr eine große Bedeutung bei. Ebenfalls fast zwei Drittel geben an, über die neue Sitzverteilung im europäischen Parlament Bescheid zu wissen. Allerdings kennen die Deutschen nur wenige der wichtigen Europapolitiker. Sie interessieren sich hauptsächlich für die Diskussion um den Brexit, mit deutlichem Abstand folgt das Flüchtlingsthema. Gesellschaftlicher Konsens besteht darüber, dass Deutschland seine Interessen in der Welt besser im Zusammenschluss mit anderen EU-Ländern vertreten kann als alleine.
Für die Mehrheit der Deutschen ist das Recht auf Meinungsfreiheit in Deutschland gesichert. Dennoch sind annähernd zwei Drittel davon überzeugt, dass es heute viele ungeschriebene Gesetze gibt, die eine freie Meinungsäußerung zu bestimmten Themen besonders im öffentlichen Raum einschränken. Das betrifft einerseits Themen, bei denen gegen gesellschaftliche Normen und Sagbarkeitsregeln verstoßen wird, andererseits betrifft es aber auch Themen, die viele bewegen, die aber nach dem Eindruck eines großen Teils der Bevölkerung von den Führungseliten nicht ernstgenommen werden: dazu gehört das Flüchtlingsthema, wie auch der Umgang mit dem Islam. Mit dem Aufkommen nationalistischer Gruppierungen werden auch Begriffe wie „Vaterlandsliebe“ oder „Patriotismus“ als tabuisiert wahrgenommen. Forderungen nach Sprachregelungen, die Diskriminierungen entgegenwirken sollen, treffen bei den meisten auf Unverständnis.
Ein ausgeprägtes Misstrauen gegenüber dem technischen Fortschritt gaben die Deutschen in Allensbacher Umfragen in den letzten Jahrzehnten immer wieder zu Protokoll. Aber selten war die Stimmung so fortschrittsskeptisch wie heute. Nur ein Drittel der Bevölkerung geht davon aus, dass der technische Fortschritt das Leben für die Menschen leichter macht. Beim Thema Digitalisierung zeigt sich, dass große Teile der Bevölkerung zwar von deren Wichtigkeit überzeugt sind, gleichzeitig werden aber auch erhebliche Bedenken sichtbar. Dabei spielen irrationale Haltungen oft eine bedeutende Rolle.
Auch wenn in den letzten Wochen das Interesse an der bevorstehenden Europawahl etwas gesunken ist, wird dieser Wahl mehr Bedeutung zugemessen, als das bei früheren Europawahlen der Fall war und auch die Absicht zur Wahl zu gehen, liegt derzeit höher. Gründe dafür sind die Sorge um den Zusammenhalt und die Stärke der EU und dass nationalistische Parteien erheblich an Bedeutung gewinnen könnten. Da in Deutschland das europäische Projekt von der überwältigenden Mehrheit – trotz aller Kritik – nicht in Frage gestellt wird, ist die Unterstützung von europafeindlichen Parteien jedoch wesentlich geringer, als z.B. in Italien oder Frankreich. Eine Besonderheit dieser Wahl sind die wesentlich größeren Potentiale von Grünen und FDP. Das stellt für die Volksparteien ein erhebliches Risiko dar und gestaltet den Ausgang der Wahl deutlich offener.
Kinder des Zeitgeistes und der Medien
Seit einigen Monaten machen die Grünen der SPD den zweiten Platz im Parteienspektrum streitig. Zurzeit liegt die Wahlabsicht für die Grünen bei 18,5 Prozent. Ähnlich hoch waren die Werte für die Grünen zwischen den Bundestagswahlen von 2009 und 2013: damals konnten sich bis zu 23 Prozent der Bevölkerung vorstellen, die Grünen zu wählen, tatsächlich taten das bei der Bundestagswahl 2013 aber nur 8,4 Prozent. Verantwortlich für den gegenwärtigen Aufschwung der Grünen scheint nicht die programmatische und personelle Überzeugungskraft der Partei zu sein, sondern die Schwäche der Konkurrenzparteien, die gewachsene strategische Bedeutung der Grünen im Parteienspektrum und vor allem – wie auch bei dem Hoch zwischen den letzten Bundestagswahlen - der Tenor der Medienberichterstattung.
Knapp 30 Jahre nach dem Fall der Mauer zeigen sich Ost- und Westdeutsche gleichermaßen zufrieden mit ihrer materiellen Situation und blicken generell optimistisch in die Zukunft. Dennoch scheint die Teilung für viele Ostdeutsche wesentlich präsenter zu sein als für Westdeutsche und bis heute prägt ein Gefühl der Fremdheit grundsätzliche Haltungen der Ostdeutschen. So bewerten sie das politische und wirtschaftliche System weitaus distanzierter als die Westdeutschen und zeichnen sich durch geringeres Vertrauen in die staatlichen Institutionen aus. Anders als von Westdeutschen wird der Herkunft aus Ost- oder Westdeutschland eine große Bedeutung zugemessen und auch die politischen Anschauungen werden von Ostdeutschen als besonders gravierende Trennlinien in der Gesellschaft gesehen. Unterschiede zeigen sich auch in den Parteiaffinitäten: Die Linke und die AfD, die beide keine Historie als Westpartei haben, haben einen wesentlich stärkeren Rückhalt in Ostdeutschland, obwohl sich die politische Agenda der Ost- und Westdeutschen nicht wesentlich unterscheidet.
In den Sozialwissenschaften wird der Begriff der “Blasenbildung“ in letzter Zeit im Zusammenhang mit dem Aufstieg der AfD in Deutschland und anderer nationalistischer Parteien in Europa verwendet. Der Verdacht, dass deren Anhänger im Internet vergleichsweise geschlossene Zirkel bilden und sich in ihrer Meinung dabei hauptsächlich gegenseitig bestätigen und daraus ihre Sicht des Meinungsklimas ableiten, lässt sich für die Anhänger der AfD nicht nachweisen, aber tendenziell deutet einiges darauf hin. Die Anhänger der AfD sagen deutlich häufiger als die Anhänger anderer Parteien, dass sie sich über die sozialen Netzwerke im Internet über Politik informieren – und dies, obwohl ihr Altersdurchschnitt eher im Mittelfeld liegt. Es zeigt sich, dass die AfD-Anhänger, die sich hauptsächlich in Blogs, Internetforen oder sozialen Medien über Politik informieren, wesentlich häufiger vermuten, dass die meisten Menschen in Deutschland mit der Politik von Angela Merkel nicht einverstanden sind, als diejenigen AfD-Anhänger, die sich in den traditionellen Medien über Politik informieren.
Lange Zeit wurde Deutschland als „Fels in der Brandung“ in Europa empfunden. Das hat sich inzwischen gravierend verändert. Mittlerweile sieht eine knappe Mehrheit die unzureichende politische Stabilität als besondere Schwäche Deutschlands an. Die seit langem weitgehend stabilen Potentiale der Volksparteien sind in den letzten Monaten erdrutschartig verfallen. Und obwohl die große Mehrheit davon überzeugt ist, dass diese Entwicklung nicht gut für Deutschland ist, schließen sich die meisten der Meinung an, dass eine Auffächerung des Parteiensystems die Demokratie bereichert. Was künftige Koalitionsmöglichkeiten betrifft, geht die überwältigende Mehrheit davon aus, dass zukünftig mindestens drei Parteien für eine Regierungsbildung benötigt werden. Die Idealvorstellung der Mehrheit ist aber eine Koalition zwischen einem großen und einem kleinen Partner. Die Unsicherheit, wie sich die politische Landschaft in den nächsten Jahren entwickelt, bedeutet eine Belastung für Deutschland, aber auch für Europa.
Die Stimmungslage in Deutschland hat sich zuletzt merklich verschlechtert. Die Bevölkerung sorgt sich beispielsweise mehr als noch vor vier Jahren um bezahlbaren Wohnraum, den Klimawandel, das weitere Auseinanderklaffen der sozialen Schere und über das Thema Sicherheit. Auch das Verhältnis zwischen Bürgern und Staat hat sich in jüngster Zeit eingetrübt, ebenso wie die Einschätzung des Zusammenwachsens zwischen Ost- und Westdeutschland. Allensbacher Langzeittrends zeigen aber, dass diese Stimmungseintrübung längst nicht so dramatisch ist, wie häufig dargestellt. Über ihr persönliches Umfeld äußern sich die Deutschen zudem meist positiver als über die Verhältnisse in Deutschland insgesamt und die Lebenszufriedenheit ist derzeit recht hoch. Der Fokus, den einige Medien auf das „Missvergnügen“ (Michael Spreng) richten, bedarf demnach einer Korrektur.
Hohe Erwartungen an ein Zuwanderungsgesetz
Mehrheitlich ist die Bevölkerung davon überzeugt, dass Deutschland ein Zuwanderungsgesetzt braucht. Darüber, was ein solches Gesetz leisten könnte, bestehen jedoch häufig Fehleinschätzungen. So gibt es Missverständnisse über den Geltungsbereich eines solchen Gesetzes und die Bedeutung von EU-Richtlinien, z.B. den Vereinbarungen zur Freizügigkeit in der EU. Aus Sicht der Bevölkerung sollten vielmehr die Kontrolle und Begrenzung von Zuwanderung im Vordergrund eines solchen Gesetzes stehen. Inwieweit ein Zuwanderungsgesetz auch die Aufnahme von Flüchtlingen betreffen sollte, hängt stark von den Argumenten ab, mit denen die Zuwanderung begründet wird. So spricht sich die Bevölkerung beispielsweise mehrheitlich dafür aus, auch abgelehnten Asylbewerbern ein Bleiberecht zu gewähren, wenn diese erfolgreich in den Arbeitsmarkt integriert sind. Zwar wünscht sich die Bevölkerung eine rasche gesetzliche Regelung der Zuwanderung, aber 43 Prozent können keine Partei nennen, der sie ein sinnvolles Konzept zutrauen.
Das Bild der Bundeswehr hat sich bei den Deutschen in den letzten Jahren deutlich verschlechtert. Das betrifft die Einschätzung der Ausrüstung der Bundeswehr, das Vertrauen in die Bundeswehr, aber auch die generelle Haltung zur Bundeswehr: eine gute Meinung von der Bundeswehr haben gegenwärtig nur 26 Prozent. Dabei ist die Bevölkerung mehr als je zuvor der Ansicht, dass sich Deutschland bei der Landesverteidigung stärker auf die eigenen Kräfte verlassen muss. Gerade die Sorge vor Hackerangriffen ist in der Bevölkerung weit verbreitet. Gleichzeitig glaubt nur jeder Fünfte, dass die Bundeswehr auf die neuen digitalen Methoden der Kriegsführung ausreichend vorbereitet ist. Daher ist es auch wenig erstaunlich, dass die Forderung der USA nach höheren Verteidigungsausgaben bei den Deutschen durchaus auf Verständnis stößt.
Sehnsucht nach starker Führung
Das Migrationsthema ist zum Inbegriff staatlicher Ohnmacht geworden und greift auch das generelle Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates an. Dabei attestiert die deutsche Bevölkerung dem Staat in vielen Politikfeldern durchaus Handlungsstärke. Mehr Konsequenz wünscht sie sich hingegen bei der Kontrolle der Zuwanderung und bei der Abschiebepraxis, aber auch im Bereich der inneren Sicherheit, der Ahndung von Gesetzesverstößen, bei Integrationsmaßnahmen und auch bei Regelungen für das Internet. Problematisch erscheint der Bevölkerung zudem die Dauer politischer Entscheidungsprozesse. Gleichzeitig lässt die andauernde Kompromisssuche vielen Politik als ermüdend und ineffizient erscheinen. Dies befördert wiederum die Sehnsucht nach starken, autokratischen Führungsfiguren.
Wie antisemitisch ist Deutschland?
Der Angriff auf einen Kippa tragenden israelischen Jugendlichen in Berlin hat in Deutschland eine intensive Diskussion ausgelöst und die Aufmerksamkeit auf weitere antisemitisch motivierte Übergriffe gelenkt. Inwieweit handelt es sich um ein – durch die Zuwanderung von Muslimen – „importiertes“ Problem oder um ein nie überwundenes Problem der deutschen Bevölkerung? Bei der Umfrage deutet nichts darauf hin, dass sich die Deutschen einer Auseinandersetzung mit dem Massenmord an den Juden im Nationalsozialismus verweigern und es gibt auch keine Hinweise auf eine ausgeprägte oder gar steigende Judenfeindlichkeit. Gehalten haben sich allerdings Klischees von Eigenschaften „der Juden“. Bei einem Vergleich mit Vorurteilen gegenüber Muslimen zeigt sich, dass die Judenfeindlichkeit in Deutschland deutlich geringer ist als die Islamfeindlichkeit. Dabei sind Antisemitismus und Islamfeindlichkeit vorwiegend Phänomene der politischen Rechten.
Das Vertrauen der deutschen Bevölkerung in die USA als zuverlässige Weltmacht ist bereits nach der Jahrtausendwende erodiert und derzeit an einem Tiefpunkt angelangt. Neu ist, dass inzwischen die Mehrheit der Bevölkerung den weltweiten politischen Einfluss der USA insgesamt negativ beurteilt. Der amerikanische Präsident gilt als völlig unberechenbar und als ebenso gefährlich für Europa wie sein russischer Amtskollege. Was die Gefahr für den Weltfrieden betrifft, rangieren die USA momentan sogar vor Russland. 40 Prozent der deutschen Bevölkerung halten eine Weltkriegsgefahr derzeit für real. Die Forderung, dass Europa sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen muss, findet in dieser Situation breite Zustimmung. Dabei ist die deutsche Bevölkerung keineswegs auf Konfrontation und Konflikt aus, sondern hofft auf Annäherung und konstruktive Zusammenarbeit.
Während der Begriff „Heimat“ in den letzten Jahrzehnten in den öffentlichen Diskussionen in Deutschland kaum eine Rolle gespielt hat, erfährt er in jüngster Zeit wieder mehr Aufmerksamkeit. Die Umfrageergebnisse im Auftrag der F.A.Z. zeigen eindrücklich, dass dieser Begriff in der Bevölkerung sehr lebendig ist, mit einer rechtspopulistischen Gesinnung – wie bisweilen unterstellt wird – aber nichts zu tun hat. Die Bevölkerung hat eine starke Bindung zu ihrer „Heimat“, verknüpft damit aber eher eine regionale als eine nationale Identität: Nur wenige denken bei dem Begriff an „Deutschland“. Der Ansicht, dass ihre Heimat stärker als früher bedroht sei, stimmt nur eine Minderheit zu. Die Antworten auf die Frage, welche Aufgaben das neue „Heimatministerium“ haben sollte, sind vielfältig, haben aber nur bedingt mit den tatsächlichen Aufgaben dieses Ministeriums zu tun.
Volksparteien in der Abwärtsspirale?
Auch wenn die Bevölkerung derzeit mehrheitlich der Meinung ist, dass die Zeit der großen Volksparteien vorbei ist, deutet einiges darauf hin, dass die Volksparteien nicht grundsätzlich geschwächt sind, sondern derzeit ihre Möglichkeiten nicht ausschöpfen. Ihre „weiten Potentiale“ – d.h. der Bevölkerungsanteil, der sich vorstellen kann, die entsprechende Partei bei der nächsten Bundestagswahl zu wählen – liegen zurzeit nur wenig unter den Potentialen im Wahljahr 2013, als beide Parteien ein deutlich besseres Ergebnis erzielten. Auch stehen CDU und SPD nach dem Eindruck der Bürger für eine ganz unterschiedliche politische Agenda. Ob die jeweilige Agenda sich bei Wahlen positiv auf das Wahlergebnis für die entsprechende Partei auswirkt , hängt jedoch wesentlich von den aktuellen politischen Herausforderungen ab und inwieweit parteiinterne Konflikte das Bild der Partei prägen.
Ein neuer Aufbruch für Europa?
Bei vielen politischen Themen ist die Haltung der Bevölkerung zur EU nicht frei von Widersprüchen. Einerseits gibt es die pauschale Klage über eine zu große Einmischung der EU in die Politik der Mitgliedsländer, andererseits gibt es nur wenige Politikfelder, die die Bevölkerung ausschließlich auf nationaler Ebene geregelt sehen will. Die neue Bundesregierung möchte dem Thema EU mehr Schwung verleihen, was von der Bevölkerung durchaus mit Sympathie wahrgenommen wird. Interessant ist, dass die pro-europäische Einstellung der Bevölkerung offensichtlich auch davon abhängt, wer als Urheber von Forderungen nach einer Vertiefung der europäischen Beziehungen genannt wird. Problematisch sind hingegen Defizite in der zeithistorischen Bildung: so sagen fast zwei Drittel, dass sie nicht wissen, was der Élysée-Vertrag ist.
Orientierungsprobleme im Informationsschlaraffenland
Mit dem Siegeszug des Internets hat sich das Informations- und Kommunikationsverhalten tiefgreifend verändert. Dabei ist die große Mehrheit in Deutschland davon überzeugt, dass die Menschen heute besser informiert sind und dass es heute leichter ist als vor 20 Jahren, sich einen Überblick über das aktuelle Geschehen zu verschaffen. Die Analyse zeigt jedoch, dass sich das Interessensspektrum gerade der unter 30-Jährigen signifikant verengt hat. Das Internet wird gezielt und meist nur bei Bedarf genutzt , was einer kontinuierlichen Information, wie sie durch Tageszeitungslektüre gewährleistet ist, entgegensteht. Zudem wird weniger Zeit investiert, um sich zu informieren. Es besteht die Gefahr, dass eine Gesellschaft, die sich zunehmend ungeduldiger und vorwiegend anlass- und bedürfnisgetrieben informiert, ihre Urteilsfähigkeit einbüßt.
Zur Weihnachtszeit wirkt Deutschland mit seinen dekorierten Innenstädten und den Weihnachtsbräuchen am Weihnachtsabend, die in vielen Haushalten gepflegt werden, wie ein Land, in dem christliche Traditionen und Symbole tief in der Gesellschaft verankert sind. Tatsächlich ist es aber so, dass die Entchristlichung in Deutschland weit fortgeschritten ist. Insbesondere die Kernbestände der christlichen Religion - wie der Glaube an die Dreifaltigkeit oder "dass Gott die Welt geschaffen hat" - verlieren zunehmend an Bedeutung. Und auch das Tischgebet als Beispiel religiöser Alltagskultur wird nur noch von wenigen praktiziert. Gleichzeitig gewinnt das Spirituelle in der Gesellschaft - wie der Glaube an Engel oder auch an Wunder - an Bedeutung. Trotz rückläufiger christlicher Religiosität, halten die weitaus meisten Deutschland für ein Land, das durch das Christentum und christliche Werte geprägt ist.
Das Scheitern der Sondierungsgespräche zwischen den Unionsparteien, den Grünen und der FDP hat einen verheerenden Eindruck bei der Bevölkerung hinterlassen. Besonders die lange Dauer der Gespräche trifft in der Bevölkerung auf Unverständnis und wird von vielen als geradezu peinlich empfunden. Nur eine Minderheit kann dem Scheitern Positives abgewinnen, obwohl eine Jamaika-Koalition von der Bevölkerung nie favorisiert worden war. Während die Bevölkerungsmeinung zur FDP, die durch ihren Ausstieg das Ende der Gespräche bewirkt hat, derzeit noch keine klare Ausrichtung erkennen lässt, haben die Grünen und ihre Spitzenpolitiker an Ansehen gewonnen. Weder Neuwahlen noch eine Minderheitenregierung wird von der Bevölkerung derzeit mehrheitlich befürwortet. Am ehesten können sich die Bürger noch mit einer großen Koalition anfreunden.
Quer durch die Anhänger aller Parteien ist die Mehrheit der Bevölkerung mit dem Wahlergebnis der Bundestagswahl unzufrieden, erwartet aber von den Parteien, dass sie mit der Situation konstruktiv umgehen. Weder die Option einer Jamaika-Koalition noch die Fortsetzung der großen Koalition trifft auf mehrheitliche Zustimmung, wobei die Entscheidung der SPD, in die Opposition zu gehen, von der Bevölkerung durchaus akzeptiert wird. Positiv an dem Wahlergebnis findet die Bevölkerung vor allem, dass im Bundestag jetzt mehr Parteien vertreten sind, dass dadurch die Debatten vermutlich interessanter werden und dies die Demokratie insgesamt belebt. Den Einzug der AfD begrüßen allerdings nur 19 Prozent der Bürger.
Während die beiden Volksparteien in der heißen Phase des Wahlkampfs an Zustimmung verloren haben, können die kleinen Parteien - die AfD, die FDP und Die Linke - einen Zuwachs verzeichnen. Dabei ist bemerkenswert, dass der Zuwachs für die AfD nicht zu Lasten der Linken geht, sondern primär zu Lasten der Chancen der beiden Volksparteien. Die Einstellungen der AfD-Anhänger gegenüber unserem politischen System, der Globalisierung und der Entwicklung Europas zeigen, dass die AfD der Linken inzwischen den Rang als Sammelbecken der Unzufriedenen abgelaufen hat. Nicht nur der Wahlkampf insgesamt, auch das Fernsehduell wurde von der Mehrheit der Bevölkerung als weitgehend uninteressant empfunden. Als Koalitionsoptionen zeichnen sich rund eine Woche vor der Wahl entweder eine Fortsetzung der großen Koalition oder ein Dreierbündnis aus CDU/CSU, FDP und Grünen ab. Wobei eine „Jamaika-Koalition“ nur von vier Prozent der Bevölkerung favorisiert wird.
Ein vertrauter und doch neuer Wahlkampf
Bereits den beiden Bundestagswahlen von 2009 und 2013 wurde von der Bevölkerung eher mit Zurückhaltung begegnet. Als „Schicksalswahl“ würden derzeit nur 19 Prozent die bevorstehenden Wahlen - und damit kaum mehr als 2009 und 2013 - bezeichnen. Zum Vergleich: 2005 waren es 47 Prozent. Was die Kanzlerkandidaten angeht, besitzt Martin Schulz ein etwas konturierteres Profil in Abgrenzung zu Angel Merkel als seine beiden Vorgänger Frank Walter Steinmeier (2009) und Peer Steinbrück (2013). Und auch bei der Sachkompetenz steht die SPD nicht so schlecht da, wie man angesichts ihrer Schwäche in der Frage nach der Wahlabsicht annehmen könnte. Was diesen Wahlkampf von den beiden vorherigen aber vor allem auszeichnet, ist, dass die Bürger wieder wesentlich häufiger über Politik diskutieren.
Rund fünf Wochen vor der Bundestagswahl im September scheint der Ausgang weitgehend entschieden: Die Parteipräferenzen und die Kanzlerpräferenz sind seit Monaten unverändert, nur 6 Prozent können sich derzeit vorstellen, dass es einen Wechsel im Kanzleramt geben könnte. Gleichzeitig war die Unschlüssigkeit der Wähler wenige Wochen vor Bundestagswahlen noch nie so groß wie zurzeit: Fast die Hälfte der Wahlberechtigten ist noch unentschlosssen, wem sie ihre Stimme geben soll. Wahl und Wahlkampf interessieren die Bürger bisher nur wenig. Das mag daran liegen, dass das Personenduell schon entschieden scheint. Aber auch die überwiegend zufriedene Einschätzung der persönlichen Situation und der Vergleich mit anderen Ländern, die weitaus größere Turbulenzen zu bewältigen haben, lässt die Bundesbürger eher entspannt auf die bevorstehende Wahl blicken.
Mit über 700 unterschiedlichen Fragen – weit mehr als zu jeder anderen Person – hat das Allensbacher Institut die politische Amtszeit von Helmut Kohl demoskopisch begleitet. Helmut Kohl gilt seit dem Ende seiner Amtszeit als einer der bedeutendsten Kanzler der Bundesrepublik und wird von der Bevölkerung heute vor allem mit der deutschen Wiedervereinigung in Verbindung gebracht. Gefragt nach der Stellung in zukünftigen Geschichtsbüchern, wird von allen Bevölkerungskreisen mehrheitlich davon ausgegangen, dass über Helmut Kohl überwiegend Positives berichtet werden wird. Seine volkstümliche Art - bisweilen als Provinzialität kritisiert - scheint dieser Bewertung zumindest nicht im Wege zu stehen.
Drei Monate vor der Bundestagswahl hat sich die Ausgangslage im Vergleich zum Jahresbeginn erheblich verändert. Der überraschende Aufschwung der SPD, deren Wahl bei der Bundestagswahl zeitweise für fast die Hälfte der Bevölkerung vorstellbar schien, ist verflogen und auch der Hype um Martin Schulz, der Ende Januar überraschend zum Kanzlerkandidaten gekürt wurde, scheint vorbei. Die Gerechtigkeitsanliegen der SPD haben es im Umfeld einer prosperierenden Wirtschaft – in der die Zufriedenheit mit der eigenen wirtschaftlichen Lage so hoch ist, wie noch nie in den letzten 20 Jahren – schwer, Wirkung zu erzielen. Gegenwärtig steht die SPD eher für Kontinuität als für eine politische Wende und durch die erstarkende FDP scheint ein Koalitionswechsel wahrscheinlicher als die Fortsetzung der großen Koalition.
Die AfD zeigt sich heute als Partei einer kleinen Minderheit, deren inhaltliches Profil enger geworden ist und die sich in der Bevölkerungswahrnehmung deutlich nach rechts entwickelt hat. Das Bild, das die Bevölkerung von der Partei hat, wird ganz von dem Ziel dominiert, Einwanderung nach Deutschland zu verhindern. Während die Anhänger der AfD mehrheitlich einen nationalistischen Kurs ihrer Partei gutheißen, wird dies von der Bevölkerungsmehrheit abgelehnt. Da sich unter den bisherigen Anhängern der AfD auch viele befinden, die die AfD aus Protest gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung befürwortet haben, wird die Zufriedenheit mit der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung entscheidend für das Abschneiden der AfD bei der Bundestagswahl sein.
Deutschland und Frankreich - zwei Welten
Nach der Entscheidung Großbritanniens, die EU zu verlassen, hängt die Zukunft der EU mehr denn je von der Stärke, Ausrichtung und den Beziehungen Deutschlands und Frankreichs ab. Beide Länder befinden sich heute jedoch in einer sehr unterschiedlichen Situation: Während Deutschland von einer mehr als zehnjährigen wirtschaftlichen Aufschwungphase profitiert, kämpft Frankreich mit hoher Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Stagnation. Diese Unterschiede prägen auch die Stimmungslage in beiden Ländern: den Zukunftsoptimismus der Bürger, ihr Vertrauen in das politische und wirtschaftliche System, die Haltung zur Globalisierung und zu den europäischen Nachbarn. Die Analyse im Auftrag der FAZ beruht zu großen Teilen auf dem „Allianz-Monitor Deutschland Frankreich“.
Eigentlich müssten die Grünen vom gegenwärtigen Zeitgeist profitieren. Ihre „klassischen“ Themen – wie Umwelt- und Klimaschutz, Verbraucherschutz, Gesundheit und Ernährung – stehen bei der Bevölkerung hoch im Kurs, die Partei aber hat mit sinkenden Zustimmungswerten zu kämpfen. Das liegt zum einen daran, dass das Profil der Grünen für viele insgesamt blasser geworden ist. Außerdem zeichnen sich in der Umfrage drei weitere Problemfelder ab: Erstens empfinden viele die Grünen als eine Partei, die die Bürger bevormunden will und ihnen oft hochmütig vorkommt, zweitens wird der Mangel an überzeugenden Spitzenpolitikern beklagt, drittens finden nicht wenige, die Grünen seien inzwischen keine besondere Partei mehr, sondern „langweilig“.
Ein Schlüsselbegriff der gegenwärtigen politischen Diskussion ist „postfaktisch“. Dabei ist auch in Deutschland schon länger zu beobachten, dass in der Bevölkerung Interessen und Wünsche nicht selten gegenüber einer faktenbasierten Argumentation die Oberhand haben. Insbesondere wenn eine gesellschaftliche Debatte aufgeladen ist, trafen und treffen faktenbasierte Argumente zum Teil auf erhebliche Gegenwehr. Auch sind Fakten als Richtschnur der Meinungsbildung keineswegs unumstritten. So geht eine Mehrheit davon aus, dass angesichts der Komplexität vieler Themen und auch wegen kursierender Falschmeldungen keiner mehr sicher sein könne, was richtig und falsch ist. Gleichzeitig wird den Medien hierzulande von vielen mit Misstrauen begegnet. So ist am Schimpfwort „Lügenpresse“ für 42 Prozent zumindest „etwas dran“. Zudem wird dem häufig rüden Ton gegenüber Journalisten im Netz mit einer bemerkenswerten Toleranz begegnet.
Über die Weihnachtsfeiertage haben sich die Deutschen außergewöhnlich häufig über politische Themen unterhalten, wobei der Terroranschlag in Berlin und die Flüchtlingssituation die häufigsten Gesprächsthemen waren. Dennoch ist die Atmosphäre in Deutschland weit weniger angespannt als noch vor einem Jahr: Dem kommenden Jahr wird wieder etwas hoffnungsvoller entgegengeblickt, und auch viele Sorgen der Bevölkerung haben sich verringert. Das betrifft insbesondere die Sorge über die Flüchtlingssituation. Die rückläufige Beunruhigung der Bevölkerung hat zur Folge, dass es im Hinblick auf die kommende Bundestagswahl bislang keine ausgeprägte Wechselstimmung gibt. Und auch gegenüber unserem demokratischen System ist kein Vertrauensverlust erkennbar. Auch wenn nach wie vor wegen der gegenwärtigen Weltlage und der Entwicklung in Deutschland viele Bürger beunruhigt sind, ist die Situation für die meisten jedoch keineswegs aus den Fugen geraten.
Als Ursachen für die Wahl von Donald Trump in den USA und für den Austritt Großbritanniens aus der EU werden u.a. die Angst der Bevölkerung vor Globalisierung, aber auch die Rache der Zurückgebliebenen am politischen Establishment geltend gemacht. Diese Interpretationsmuster werden teilweise auf Deutschland übertragen. Dabei unterscheidet sich Deutschland durch seine seit mehr als einem Jahrzehnt robuste Konjunktur, aber auch durch die stärkere Teilhabe der Bevölkerung am wachsenden Wohlstand vom anglo-amerikanischen Raum. Die Bevölkerung schätzt das wirtschaftliche Potential der Globalisierung, ohne aus dem Blick zu verlieren, dass sich Umwelt, Sozialstruktur und das gesellschaftliche Klima negativ entwickeln, wenn nur Gewinnchancen und Wachstum zählen. Allenfalls existiert eine ähnliche Skepsis in Bezug auf die Bürgernähe der Politik, die aber beim Blick über die deutschen Grenzen hinaus relativiert wird. Der Wunsch nach einem radikalen Politikwechsel ist in Deutschland ein Minderheitenphänomen.
Über mehrere Jahrzehnte hinweg hat das Allensbacher Institut das Amerikabild der Deutschen erforscht. Die Trendanalysen zeigen, dass das Amerikabild im Laufe der Jahrzehnte immer negativer wurde. Die aktuellen Zahlen deuten darauf hin, dass der lange und von persönlichen Angriffen gekennzeichnete Wahlkampf in den Vereinigten Staaten den Prozess der Distanzierung von Amerika noch beschleunigt hat. Zudem hatte – seitdem dies 1953 zum ersten Mal erhoben wurden - kein Präsident der USA zu Beginn seiner Amtszeit ein so schlechtes Ansehen bei den Deutschen, wie jetzt Donald Trump.
Außenseiter mit beträchtlichem Rückhalt
Die AfD hat sich im Verlauf des Jahres 2016 im zweistelligen Bereich stabilisiert, wobei die Flüchtlingskrise weiterhin das Identität stiftende Thema der Partei ist. Die Anhänger der AfD stehen den politischen Verhältnissen und den im Parlament vertretenen Parteien besonders misstrauisch gegenüber und befürchten – mehr als andere Parteianhänger – dass wir auf eine große Krise zusteuern. Die AfD ist mittlerweile das Sammelbecken für die Verunsicherten und Unzufriedenen. Dabei werden die Globalisierung und die Mitgliedschaft in der EU besonders kritisch gesehen. Die große Mehrheit der Bevölkerung steht der AfD zwar sehr distanziert gegenüber, gleichzeitig treffen die Wahlerfolge der AfD jedoch in weiten Kreisen auf Genugtuung. Die AfD gilt zurzeit für viele als Korrektiv einer Politik, bei der die nationalen Interessen als Bezugspunkt zu wenig sichtbar werden.
Die Deutschen gehen mehrheitlich davon aus, dass es einen deutschen Nationalcharakter gibt. Dabei sind nur wenige Unterschiede zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen – wie West- und Ostdeutschen, den verschiedenen Altersgruppen oder den Anhängern der Parteien - festzustellen. Die Bürger beschreiben den deutschen Nationalcharakter auffallend plakativ und klischeehaft. Gleichzeitig fürchtet die Mehrheit, dass infolge der Zuwanderung nach Deutschland die kulturelle Identität des Landes verloren geht. Drei Viertel der Deutschen fordern im Konfliktfall die Durchsetzung einer deutschen Leitkultur und sprechen sich mehrheitlich auch dafür aus, dass Deutschsein nicht nur etwas mit dem deutschen Pass und der Akzeptanz der Gesellschaftsordnung zu tun hat, sondern auch mit Herkunft und Traditionen.
Die Häufung von Terroranschlägen und Amokläufen in Deutschland in den letzten Wochen haben das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung – das bereits in den letzten fünf Jahren schleichend erodiert ist - weiter geschwächt. Brisant für die gegenwärtige Bundesregierung ist, dass knapp die Hälfte der Bevölkerung eine Verbindung zwischen den vermehrten Risiken und der Flüchtlingspolitik herstellt. Aber auch das Internet spielt nach Meinung der Bevölkerung eine bedeutende Rolle für die wachsende Terrorgefahr. Um das Risiko zu minimieren setzt die Bevölkerung vor allem auf eine bessere Ausstattung der Sicherheitskräfte, die Überwachung öffentlicher Plätze sowie eine konsequente Abschiebung von Asylbewerbern, die in Verdacht stehen, an Verbrechen beteiligt zu sein. Auch wird eine Verstärkung der internationalen Zusammenarbeit gefordert. Die Mehrheit richtet sich darauf ein, auf absehbare Zeit mit dem Terrorrisiko zu leben und ist gleichzeitig entschlossen, den Lebensstil einer freien Gesellschaft zu verteidigen.
Die Brexit-Entscheidung Großbritanniens löst in Deutschland quer durch alle Bevölkerungskreise Bedauern aus. Auch zwischen den Generationen gibt es – anders als in Großbritannien selbst – keine nennenswerten Unterschiede. Die Haltung zur EU insgesamt bleibt von der Brexit-Entscheidung unberührt, wenngleich sich negative Assoziationen in ihrer Summe leicht verstärkt haben. Insbesondere wird die EU inzwischen mehrheitlich als „zerstritten“ wahrgenommen. Umso bemerkenswerter ist es, dass die allgemeine Zustimmung zur EU in Deutschland eher wieder gewachsen ist. Man bekommt den Eindruck, dass Teilen der Bevölkerung angesichts der Gefährdung des Zusammenhalts in Europa die Vorteile der Europäischen Integration bewusster geworden sind. Ein Austritt Deutschlands aus der EU ist für die überwältigende Mehrheit keine Option.
Vertrauensverluste und Polarisierung
Der Auslöser der gegenwärtig gravierenden Einbußen der CDU in der Gunst ihrer Wähler lässt sich recht genau festmachen: Die Sympathieverluste für die CDU begannen mit der Besorgnis der Bevölkerung über steigende Flüchtlingszahlen, die im Herbst letzten Jahres am höchsten war. Seit Jahresbeginn hat sich die Zahl der nach Deutschland kommenden Geflüchteten massiv reduziert, seitdem sinkt auch die Besorgnis der Bevölkerung. Die Union konnte die Sympathieverluste bisher jedoch nicht wieder wettmachen. Dies hat mit internen Querelen, aber auch mit Einbußen in bisher der Union zugeschriebenen Kompetenzfeldern zu tun: insbesondere bei der Inneren Sicherheit und einer restriktiven Zuwanderungspolitik. Beunruhigend ist gegenwärtig, dass es für die Bevölkerung weder eine Partei gibt, der sie die Lösung des Flüchtlingsproblems zutraut, noch eine Partei, die überzeugende Konzepte für die Integration von Flüchtlingen hätte. Auch ist das Vertrauen in die Zukunftskompetenz der beiden Volksparteien SPD und CDU massiv gesunken. Gleichzeitig ist eine Polarisierung in der Gesellschaft zu beobachten: Die Mehrheit der Bevölkerung hat heute – anders als früher - den Eindruck, dass die politischen Überzeugungen die Menschen stark trennen.
Der Populismus scheint derzeit in Deutschland wie auch in vielen anderen Ländern erheblich an Bedeutung zu gewinnen. Wie populistisch die deutsche Bevölkerung jedoch tatsächlich ist und inwieweit der Populismus in den letzten Jahren zugenommen hat, ist Thema der Studie. Dabei wird u.a. deutlich, dass nur eine Minderheit der Deutschen das Prinzip der repräsentativen Demokratie so verinnerlicht hat, dass sie der Meinung zustimmt, ein gewählter Politiker dürfe auch gegen den vermuteten Volkswillen Entscheidungen treffen.
Am Flüchtingsthema wird deutlich, welche durchschlagende Wirkung einzelne Ereignisse und Entwicklungen auf die Gesellschaft wie auf die politischen Parteien und ihre Potentiale haben können. So erodierte die Unterstützung für die CDU/CSU mit der Zunahme der Flüchtlingszahlen erdrutschartig und auch die Potentiale der anderen im Bundestag vertretenen Parteien haben sich gravierend verringert. Gestärkt sehen sich zurzeit nur die Parteien, die nicht im Bundestag vertreten sind: die FDP und die AfD. Dabei ist die Besorgnis der Bürger über die Flüchtlingssituation die Basis für den momentanen Erfolg der AfD – auch wenn die meisten Bürger bezweifeln, dass die AfD eine normale demokratische Partei ist und mehrheitlich keine Zusammenarbeit der etablierten Parteien mit der AfD befürworten. Wie sich die Parteipotentiale bis zur Bundestagswahl entwickeln werden, wird entscheidend von der Flüchtlingssituation, aber auch von der Entstehung und Entwicklung anderer Themen abhängen.
Das Lebensgefühl der Einwanderer
Die Beschreibung der eigenen Lebenssituation von Migranten in Deutschland unterscheidet sich zum Teil deutlich von der Ansicht, die Deutsche ohne Migrationshintergrund über Migranten haben. So fühlen sich die weitaus meisten Migranten wohl in Deutschland, sehen Deutschland als ihre Heimat an und mögen die deutsche Kultur. Von negativen Erfahrungen und Eindrücken berichten dagegen auffallend wenige. Auch unterscheiden sich die befragten Migranten weltanschaulich und in ihrem Lebensgefühl nur wenig von der Gesamtbevölkerung.
Seit Jahren wächst in Deutschland das Gefühl, persönlich durch Kriminalität bedroht zu sein. Dabei ist dieses Bedrohungsgefühl insbesondere bei Frauen besonders groß. Die Zuwanderung von Flüchtlingen verstärkt diese Sorge, die umso bemerkenswerter ist, da sie mit der faktischen Entwicklung der Kriminalität kaum ausreichend erklärt werden kann. Zugleich ist die Bevölkerung mehrheitlich davon überzeugt, dass es durchaus aussichtsreiche Konzepte und Maßnahmen zur Verbrechensbekämpfung gibt. Sie setzt – parteiübergreifend – gegenwärtig vor allem auf eine Verstärkung und Aufrüstung der Polizei, auf Maßnahmen zur Überwachung und Kontrolle und die konsequente Abschiebung von straffällig gewordenen Asylbewerbern. Überwiegend kritisch wird eine Erleichterung des Waffenbesitzes für Privatleute und die Gründung von Bürgerwehren beurteilt.
Die Flüchtlinge, die derzeit in Deutschland Zuflucht suchen, treffen auf eine Gesellschaft, die eher darauf ausgerichtet ist an Bestehendem festzuhalten, als den anstehenden Veränderungen mit Risikofreude, Mut und Optimismus zu begegnen. Die gesellschaftliche Atmosphäre ist zu Beginn des Jahres 2016 von einer tiefen Verunsicherung geprägt: Bei der jährlich erhobenen Allensbacher Neujahrsfrage ist diesmal ein deutlicher Rückgang derer zu verzeichnen, die dem kommenden Jahr mit Hoffnungen entgegen sehen. Zudem machen sich ungewöhnlich viele Bürger Sorgen um die innere Sicherheit des Landes und mehr als die Hälfte geben an, dass wir heute in einer besonders unsicheren Zeit leben. Ein weiterer Indikator dafür, dass Deutschland Merkmale einer gesättigten Gesellschaft trägt, sind die Antworten auf die Frage, ob es wichtig sei, dass es den eigenen Kindern einmal besser gehe als einem selbst: Knapp die Hälfte der Befragten geben an, dass es reiche, wenn es ihren Kindern ebenso gut oder sogar etwas schlechter gehe.
Vertrauen und Skepsis - Bürger und Medien
In Deutschland ist das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Medienberichterstattung im Allgemeinen groß und hat in den letzten Jahren sogar noch zugenommen. Anders sieht das beim Thema Flüchtlinge aus. In diesem Zusammenhang hatten viele in den letzten Monaten den Eindruck, nur einseitig informiert zu werden. Bei der grundsätzlich medienaffinen deutschen Bevölkerung ist es bemerkenswert, dass der polemische Vorwurf der „Lügenpresse“ von 39 Prozent der Bevölkerung für zutreffend gehalten wird. Kritisch gesehen wird vor allem das Bild, das die Medien von Flüchtlingen zeichnen, außerdem überwiegt der Eindruck, es werde zu wenig über die Risiken des Flüchtlingszustroms berichtet. Eine überwältigende Mehrheit plädiert für eine rückhaltlose Berichterstattung, auch wenn dies zu negativen Auswirkungen und Reaktionen führen könnte.
Die alternativlose Angela Merkel
Als Angela Merkel vor 10 Jahren ihr Amt als Bundeskanzlerin antrat, traute ihr weniger als jeder Dritte zu, eine starke Kanzlerin zu werden, heute sind 56 Prozent davon überzeugt. Insbesondere für ihre Außen-, Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik sowie für ihre Rolle bei der Bekämpfung der Krise in der Euro-Zone stellt ihr die Mehrheit der Bevölkerung ein positives Zeugnis aus. Die Mehrheit der Bürger zieht dementsprechend eine positive Gesamtbilanz ihrer bisherigen Kanzlerschaft, auch wenn dieser Eindruck infolge der Flüchtlingskrise zuletzt etwas gelitten hat. Als Kanzlerin ist Merkel momentan ohnehin alternativlos: 60 Prozent der Bürger sehen derzeit keinen anderen Politiker, der die aktuellen Probleme und Aufgaben besser bewältigen könnte.
Kontrollverlust - die Besorgnis der Bürger wächst
Seit dem Spätsommer dieses Jahres, als die Anzahl der Flüchtlinge in Deutschland sprunghaft anstieg, ist die Besorgnis der Bürger über die wachsenden Flüchtlingszahlen merklich gestiegen und das parteiübergreifend. Gleichzeitig glaubt die Bevölkerung, dass man über das Flüchtlingsthema nicht offen reden dürfe. Den Medien wird dabei mehrheitlich eine einseitige Berichterstattung vorgeworfen, die die Risiken und Gefahren des Flüchtlingsstroms verharmlose. Der Politik werden in diesem Zusammenhang Ratlosigkeit und Kontrollverlust angesichts der Probleme attestiert und jeder Zweite glaubt, dass die politische Ebene die Realität nicht sieht. Dennoch ist die große Mehrheit davon überzeugt, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, zumindest begrenzt Einfluss auf die Situation zu nehmen.
Die Berichterstattung über den Zustand der Straßen und Brücken in Deutschland erweckt mitunter den Eindruck, die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland stehe kurz vor dem Kollaps. Auch wenn die Bevölkerung diesem radikalen Urteil nicht folgen mag, sieht auch sie zum Teil erheblichen Investitionsbedarf im Bereich der Verkehrsinfrastruktur. Dies hängt auch damit zusammen, dass der Zustand der Straßen heute kritischer beurteilt wird als in den vergangenen Jahren. Zwar attestieren immerhin 46 Prozent den Autobahnen in Deutschland, in einem (sehr) guten Zustand zu sein, vor 4 Jahren waren es mit 58 Prozent jedoch deutlich mehr als heute. Den Zustand der Straßen in der eigenen Region beschreiben sogar nur 37 Prozent als positiv. Gleichzeitig sieht die Bevölkerung in der Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur keine vordringliche Aufgabe, um Deutschland eine gute Zukunft zu sichern. Der Ausbau und die Sanierung des Straßennetzes erscheinen notwendig, aber nicht vordringlich.
Bei der Bundestagswahl 2013 verpasste die FDP den Wiedereinzug in den Bundestag, die AfD war praktisch aus dem Stand knapp davor, erstmals im Bundestag vertreten zu sein. Rund zwei Jahre danach, in der Mitte der Legislaturperiode, sieht das Bild völlig anders aus. Während die FDP derzeit wieder im Aufwind ist, hat die AfD nach ihren internen Querelen an Rückhalt verloren. 15 Prozent der Bundesbürger ist es wichtig, dass die FDP im nächsten Bundestag wieder vertreten ist; 5 Prozent sagen dies in Bezug auf die AfD. Ein großer Anteil der Bevölkerung hat jedoch weder vom Programm der FDP noch vom Programm der AfD eine klare Vorstellung. Für die FDP zeigt sich, dass sie gerade in der letzten Zeit in ihrem Kernbereich - der liberalen Programmatik - an Profil verloren hat. Sie wird heute signifikant weniger als noch vor zwei Jahren mit der Förderung der Wirtschaft, mit Engagement für unternehmerische Freiräume, mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen und mehr Eigenverantwortung der Bürger assoziiert.
Wenn sich die Mehrheit für die Minderheit hält
Im Unterschied zur medialen Aufmerksamkeit, die die „Homo-Ehe“ in den letzten Monaten erhalten hat, zeigt sich die Bevölkerung an diesem Thema relativ wenig interessiert. Dabei hat sich in den letzten Jahren ein Meinungswechsel ereignet: eine deutliche relative Mehrheit spricht sich heute für die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften aus. Von einer dogmatische Ablehnung der „Homo-Ehe“ kann nur bei einer kleinen Minderheit gesprochen werden. Im auffallenden Kontrast dazu steht jedoch die Einschätzung des Meinungsklimas: 46 Prozent der Bevölkerung glauben, die meisten Deutschen sind gegen eine Ehe von gleichgeschlechtlichen Paaren, lediglich 20 Prozent vermuten, dass die Mehrheit dafür sei.
Obwohl die große Mehrheit der Deutschen um die Risiken von Datenmissbrauch weiß und auch davon überzeugt ist, dass diese Risiken zunehmen werden, sinkt das Gefühl persönlicher Betroffenheit und der Bedrohung eigener Interessen durch vermehrte Datenzugriffe. Grenzüberschreitungen der Geheimdienste werden zwar als zu behebender Misstand gesehen, aber nicht als etwas, das die Arbeit der Geheimdienste grundsätzlich in Frage stellt. Wenn es um den Schutz gegen Terrorismus geht, messen 84 Prozent der Bevölkerung den Geheimdiensten eine große Bedeutung zu. Angesichts dieser Bedrohung hält die große Mehrheit eine Zusammenarbeit von BND und NSA für unabdingbar. Wirklichkeitsfremd ist nach Einschätzung der Bevölkerung eine größere Transparenz geheimdienstlicher Aktivitäten.
Zaghafte Schritte auf dem Weg zur "Willkommenskultur"
Die Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer bewegen die Bürger. Das erkennt man daran, dass das Thema - nach dem "Dauerthema" Wetter - derzeit an zweiter Stelle der wichtigsten Gesprächsthemen in der Bevölkerung steht. Damit sprechen die Menschen aktuell mehr über die Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer als über klassische Themen wie Familie, Gesundheit oder Urlaub. Die Not vieler Flüchtlinge geht den Deutschen nahe und es werden vor allem pragmatische und humanitäre Lösungen gefordert. Viele sind angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen besorgt, aber nur eine kleine Minderheit äußert eine stark negative Haltung gegenüber Flüchtlingen. Darüber, wie viele Flüchtlinge zukünftig aufgenommen werden sollten und könnten, herrscht noch ein weitgehend unklares Meinungsbild.
Nichts beeinflusst die Gesellschaft zurzeit nach dem Empfinden der Bürger mehr als das Internet. Es wird nicht einfach als ein weiteres Instrument für die Informationsbeschaffung und Transaktionen gesehen, sondern als der wichtigste Treiber gesellschaftlicher und ökonomischer Veränderungsprozesse. Die überwältigende Mehrheit assoziiert die vernetzte Welt in hohem Maße mit Risiken, wobei diese Sorgen bisher nicht verhaltensprägend sind. So praktizieren diejenigen, die sich beispielsweise über den Datenschutz im Netz sorgen, im selben Umfang Onlinebanking oder tätigen Onlinekäufe wie diejenigen, die sich darüber nur wenig Gedanken machen. Bemerkenswert ist zudem, dass der Technologiesprung, der durch die Vernetzung ausgelöst wird, nur selten als Hoffnungsszenario empfunden wird. Die Mehrheit rechnet damit, dass der Alltag in Zukunft immer stärker von Technik dominiert wird, begrüßt wird das aber nur von einer Minderheit.
Entgegen des Eindrucks, den User-Kommentare auf den Internetseiten deutscher Massenmedien mitunter erwecken, wird Russland von der deutschen Bevölkerung als Aggressor und Hauptschuldiger an dem bewaffneten Konflikt in der Ukraine wahrgenommen. Das Ansehen des russischen Präsidenten ist dementsprechend an einem Tiefpunkt angelangt, die deutsch-russischen Beziehungen werden nur noch von 8 Prozent als „Gut“ oder „Sehr gut“ beurteilt. Eine klare Mehrheit von 58 Prozent der Deutschen spricht sich zudem für eine Beibehaltung oder sogar Verschärfung der Sanktionen des Westens gegenüber Russland aus.
Das Verantwortungsgefühl der Oberschicht
In Deutschland gibt es einen bemerkenswerten Konsens, dass die Gesellschaft sozial zusammengehalten werden sollte und der Staat die Verantwortung dafür trägt zu verhindern, dass ein Teil der Gesellschaft zurückfällt. Und es gibt eine große Bereitschaft der Oberschicht, auch die Interessen der unteren Schichten anzuerkennen und mitzuvertreten. Große soziale Unterschiede gelten in Deutschland quer durch alle Schichten als Risikofaktor für eine positive Gesamtentwicklung. Auch ist die große Mehrheit davon überzeugt, dass die Lebensqualität in Ländern höher ist, die sich bemühen, soziale Unterschiede zu begrenzen. Dabei hat die große Mehrheit keineswegs ein egalitäres Gesellschaftsmodell vor Augen.
Angesichts der gegenwärtigen Pegida-Demonstrationen liegt der Eindruck nahe, dass dies Ausdruck einer zunehmenden Verdrossenheit mit dem politischen System sei und sich eine wachsende Zahl von Deutschen im eigenen Land nicht mehr zuhause fühlt. Die aktuelle repräsentative Bevölkerungumfrage zeigt hingegen, dass die Grundstimmung der Deutschen derzeit nicht von Missmut und Politikverdrossenheit geprägt ist. Vielmehr blicken die Deutschen mit relativer Zufriedenheit auf die demokratischen Strukturen im Land. Positive Spontanassoziationen zum Selbstbild der Deutschen haben deutlich zugenommen, ohne dass dies mit einem offensiven Nationalstolz einhergehen würde.
Verachtet mir die Bürger nicht!
Die stark gestiegene Zuwanderung nach Deutschland führt in der Bevölkerung nicht zu einer verstärkten Abwehrhaltung. Es gibt zwar durchaus Ressentiments, aber zumindest bisher weitaus weniger ausgeprägt als am Beginn der 1990er Jahre. Ein wesentlicher Schlüssel zum Verständnis der Entwicklung der öffentlichen Meinung liegt dabei in der robusten Verfassung des deutschen Arbeitsmarktes. Anders als Anfang der 1990er Jahre fällt die Flüchtlingswelle in Deutschland nicht in eine Phase der Rezession, sondern trifft vielmehr auf eine gute gesamtwirtschaftliche Lage. Im Verhältnis zum Islam werden in der Bevölkerung allerdings erhebliche Ressentiments sichtbar. Das Bild des Islam wird von seinen radikalen Strömungen bestimmt. Den gemäßigten Muslimen und ihren Organisationen gelingt es bisher nur unzureichend, dem ein differenzierteres Bild des Islam entgegenzusetzen.
Das Ende der 'Mauer in den Köpfen'
25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer ist auch die „Mauer in den Köpfen“ weitgehend gefallen. Die Wiedervereinigung ist für mehr Menschen in Deutschland als je zuvor ein Grund zur Freude, das Gelingen des Zusammenwachsens wird von weniger Deutschen als je zuvor bezweifelt. Gleichzeitig nimmt die „Ostalgie“ weiter ab. Unterschiede gibt es allerdings nach wie vor in der Bewertung der Partei „Die Linke“. In Ostdeutschland wird sie - ganz anders als in Westdeutschland - mehrheitlich als normale demokratische Partei gesehen. Das Wissen, dass die Linkspartei die Nachfolgepartei der SED ist, verblasst allerdings in West- wie Ostdeutschland.
Einiges darauf hin, dass sich die AfD im deutschen Parteienspektrum dauerhaft etablieren könnte. So assoziiert die Mehrheit der Bevölkerung - anders als das bei der Piratenpartei zu deren besten Zeiten der Fall war - mit der AfD ein konturiertes Zielprofil. Europa und die Zuwanderung als die dominierenden Themenfelder der AfD sind Gesellschaftsbereiche von Gewicht, die in den letzten Jahren von gravierenden Veränderungen geprägt waren. Für AfD-Anhänger spielt es dabei eine große Rolle, dass die AfD nicht nur bei diesen Themen den Konsens der übrigen Parteien durchbricht. Für zwei Drittel der AfD-Anhänger füllt die AfD zudem eine Lücke im parteipolitischen Spektrum.
Der Groll über den großen Bruder
Die Beziehungen zu den USA werden von der deutschen Bevölkerung weiterhin eher schwierig eingestuft. Nur etwa ein Drittel schätzt die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland als „sehr gut“, oder „gut“ ein. 2009 waren es kurz nach der Wahl Barack Obamas zum US-Präsidenten über 80 Prozent, seitdem ist eine gestiegene Skepsis zu beobachten. Die Abhöraktionen der US-amerikanischen Geheimdienste werden zwar von der Mehrheit als Skandal empfunden. Dass der Ärger der Deutschen über die NSA-Affäre nicht so tief geht, wie man angesichts des Ausmaßes der Abhöraktivitäten und der Medienberichterstattung über sie annehmen könnte, liegt auch an der angespannten Weltlage, die die Misstöne im deutsch-amerikanischen Verhältnis relativiert. Mit der NSA-Affäre ist auch der Beliebtheitswert von Barack Obama stark gesunken, wenngleich er nach wie vor immer noch weit über den Werten seines unmittelbaren Vorgängers Georg W. Bush liegt. Nur 47 Prozent habe eine gute Meinung vom Barack Obama, die Jahre zuvor waren es regelmäßig um die 80 Prozent.
Großes Vertrauen in die deutsche Justiz
Die große Mehrheit empfindet Deutschland als gefestigten und verlässlichen Rechtsstaat. Über zwei Drittel in Westdeutschland - und mittlerweise auch in Ostdeutschland - äußern „großes Vertrauen“ in die deutsche Justiz. Dennoch bezweifeln viele, dass auch jeder Bürger die gleichen Chancen hat, zu seinem Recht zu kommen: Die materiellen Verhältnisse, aber auch teilweise die Prominenz der Angeklagten beeinflussen in den Augen der Bevölkerungsmehrheit die Urteile. Die Hauptkritik am deutschen Justizsystem betrifft allerdings die Überlastung der Gerichte und die daraus resultierenden langen Verfahrensdauern.
Die Sehnsucht der Stadtbewohner nach Ländlichkeit
Städtische und ländliche Regionen entwickeln sich zunehmend auseinander. Hier stetiger Zuzug und steigende Mieten, dort immer dünner besiedelte Landstriche und Sorgen um eine ausreichende Infrastruktur. Vor diesem Hintergrund geht der Artikel der Frage nach, wie die Bürger das Leben in der Stadt und auf dem Land bewerten. Dabei zeigt sich: Obwohl immer mehr Menschen in Städten leben, wird Glück eher in einer ländlichen Umgebung vermutet. Noch Mitte der 1950er Jahre war das Bild gerade umgekehrt: Damals war die Bevölkerung der Ansicht, dass die Menschen in der Stadt mehr vom Leben hätten. Das Landleben wird für die (städtische) Bevölkerung heute zunehmend zur Projektionsfläche ihrer Phantasien: Gute Luft, Nachbarschaftshilfe und der kleine Bauernhof um die Ecke prägen das Bild.
Die Vorteile des Internets lassen die Sorgen über den Datenschutz oft in den Hintergrund treten. Die überwiegende Mehrheit der Internetnutzer sieht das Sammeln und Speichern von Daten durch Unternehmen grundsätzlich kritisch. Die Analyse der Nutzungsmuster von Internetnutzern zeigt aber, dass diejenigen, die sich über die Speicherung und Verwendung ihrer Daten große Sorgen machen, das Internet kaum weniger oder selektiver nutzen als die unbesorgten Nutzer. So wird auch Google nahezu von allen in Anspruch genommen (98 Prozent). Die Haltung zur Sammlung und Verwertung von Daten hängt davon ab, ob die Menschen sich davon mehr Nutzen als Risiken versprechen. So halten es nur 28 Prozent für akzeptabel, wenn bei Käufen im Internet Adresse und Bankverbindung gespeichert werden. 52 Prozent jedoch akzeptieren die Sammlung und Auswertung von Daten durch Unternehmen, wenn das dazu dient, die Kunden auf Produkte aufmerksam zu machen, die in ihren Interessensbereich fallen. Wenn der Staat Telefon- oder Internetdaten auswertet, um Straftaten aufzuklären, finden das sogar 78 Prozent in Ordnung.
Ein veränderter Blick auf Europa?
Unmittelbar vor der Europawahl scheint die politische Bedeutung der Europäischen Union für die Bevölkerung wieder wichtiger geworden zu sein. Bei der Abwägung, wofür die Europäische Union steht, halten 37 Prozent der Bevölkerung die Europäische Union für einen Garant des Friedens in Europa. Weniger, nämlich 33 Prozent, sehen dagegen vor allem den wirtschaftlichen Nutzen, den die Mitgliedsländer von der Gemeinschaft haben. Möglicherweise hat die Ukrainekrise zu dieser Entwicklung beigetragen. Denn 55 Prozent fühlen sich durch das russische Verhalten in der Ukraine sehr oder zumindest etwas bedroht. Auch hat sich der Gedanke, dass Europa vor allem eine Quelle für Probleme ist, abgeschwächt: Seit dem letzten Spätsommer hat sich der Anteil derer, die in der Europäischen Union vor allem einen Anlass zur Sorge sehen, von 31 Prozent auf 25 Prozent reduziert. Das ist der niedrigste Wert seit 20 Jahren.
Bis vor kurzem hatte die Mehrheit der Deutschen eine gute Meinung über Russland und seinen Präsidenten Wladimir Putin. Das ändert sich zurzeit teilweise deutlich. Aktuell assoziieren 55 Prozent der Bevölkerung Russland mit Gefahren, nur 10 Prozent sehen es als verlässlichen Partner an. Nach dem Eindruck der Bürger sind die deutsch-russischen Beziehungen auf einem Tiefpunkt angekommen, zugleich lassen aber die Reaktionen auf die Eingliederung der Krim in weiten Teilen der Bevölkerung bemerkenswert viel Verständnis erkennen. So äußert ein Drittel der Deutschen Verständnis für Russland und sieht gute Gründe für den Anschluss der Krim an Russland.
Anfang vom Ende der Politikverdrossenheit?
Politiker, Parteien und andere politische Institutionen haben in Deutschland seit den 1980er Jahren kontinuierlich an Ansehen in der öffentlichen Meinung verloren. Jetzt gibt es Anzeichen, dass dieser Trend gestoppt sein könnte: zumindest gewinnen einige der großen politischen Institutionen wieder an Ansehen. So lag beispielsweise der Anteil derjenigen, die sagten, sie hätten eine „sehr gute Meinung“ oder „gute Meinung“ über den Bundestag, im Jahr 1980 bei 52 Prozent. Bis zum Jahr 2005 sank der Anteil derer, die diese Antwort gaben, kontinuierlich auf 27 Prozent. Heute liegt er wieder auf 39 Prozent und damit auf dem höchsten Niveau seit rund zwanzig Jahren.
Mehr Gelassenheit gegenüber Zuwanderung
Deutschland verzeichnet seit vier Jahren eine kontinuierlich und rasch steigende Nettozuwanderung. Prof. Renate Köcher analysiert die aktuelle Entwicklung der öffentlichen Meinung zum Thema Zuwanderung, die im Augenblick von einer bemerkenswerten Kombination von wachsender Aufmerksamkeit und zunehmender Gelassenheit geprägt ist. Die Grundhaltung der Bevölkerung zur Zuwanderung ist schon seit längerem in Bewegung. Vor zehn Jahren waren noch 42 Prozent der Meinung, Deutschland könne keine Zuwanderung mehr verkraften, derzeit sind es 18 Prozent.
Die "Rente mit 63" und die "Sozialmacht"
74 Prozent der Bevölkerung gehen davon, dass der demografische Wandel in Deutschland ein großes Problem darstellt. Obwohl für die große Mehrheit die Renten in der Zukunft nicht gesichert sind, befürworten 74 Prozent die Pläne für eine Rente mit 63 und sind mehrheitlich der Ansicht, dass Deutschland es sich finanziell leisten könne, das Rentenalter für Berufstätige, die 45 Jahre in die Kasse eingezahlt haben, herabzusetzen. Zur langfristigen Sicherung der Renten sprechen sich 58 Prozent dafür aus, die Rentenkassen stärker mit Steuermitteln zu unterstützen, 20 Prozent befürworten höhere Rentenbeiträge, 18 Prozent schlagen vor, dass die Arbeitszeit verlängert wird und nur 3 Prozent sind für Rentenkürzungen.
Papst Franziskus hat bereits nach wenigen Monaten den Ruf eines progressiven Reformers errungen: 56 der Gesamtbevölkerung und 68 Prozent der Katholiken halten Papst Franziskus für fortschrittlich und reformbereit. Gleichzeitig glaubt jedoch nur gut jeder fünfte Katholik, dass es dem neuen Papst gelingen wird, die Kirche stark zu verändern. Denn die Herausforderungen sind nicht zuletzt bei den Moralvorstellungen, wo sich Gesellschaft und Kirche teilweise deutlich voneinander entfernt haben, beträchtlich. Dies zeigt sich u.a. bei Themen wie Empfängnisverhütung, unverheiratet zusammenlebende Paare, Scheidung oder gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Katholiken erwarten in diesem Zusammenhang von ihrer Kirche u.a. eine offenere Haltung zum Thema Verhütung (64 Prozent), eine Korrektur der Haltung zu Geschiedenen (56 Prozent) und die Abschaffung des Zölibats (66 Prozent).
Stille Liebe zur Planwirtschaft
Man ist heute geneigt anzunehmen, dass das Prinzip der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland angesichts der wirtschaftlichen Erfolgsgeschichte der Nachkriegszeit in Westdeutschland einerseits und dem Scheitern planwirtschaftlicher Experimente andererseits allgemein anerkannt wäre. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Bevölkerung spricht sich - wie in früheren Umfragen 1948 und Ende der 1960er Jahre - für staatliche Preiskontrollen bei Lebensmitteln aus. Auch verbinden die Menschen mit dem Begriff "Marktwirtschaft" in Summe kaum mehr positive Assoziationen als mit einem "staatlich organisiertem Wirtschaftssystem". Ohnehin gehen viele Deutsche davon aus, dass es ihnen persönlich in einem Wirtschaftssystem, das stärker vom Staat kontrolliert wird, besser oder zumindest nicht schlechter gehen würde als in der sozialen Marktwirtschaft.
Politischer Liberalismus ohne Zukunft?
Das Scheitern der FDP ist eine politische Zäsur. Negative Prognosen über die FDP haben Konjunktur. Prüft man, was an Identifikation und Wohlwollen gegenüber der FDP noch vorhanden ist, ergibt sich ein ambivalentes Bild. Während sich zurzeit 27 Prozent für die Existenzberechtigung einer liberalen Partei aussprechen, ist nur knapp ein Fünftel der Bevölkerung davon überzeugt, dass Deutschland die FDP braucht. Viele Ziele, die mit einer liberalen Partei in Verbindung gebracht werden, finden breite Unterstützung in der Bevölkerung. Allerdings hat sich das inhaltliche Profil der FDP aus Sicht der Bevölkerung zu stark auf die Förderung der Wirtschaft verengt, während andere Themen wie beispielsweise der Schutz der Bürgerfreiheit oder der Bürokratieabbau weitaus weniger mit der FDP in Verbindung gebracht werden.
Die Stimmung in der Bevölkerung gleicht gegenwärtig auffallend der Stimmung vor der Bundestagswahl 2009. Auch beim Fernsehduell zwischen Kanzlerin und Herausforderer zeigt sich ein ähnliches Bild: Eine relative Mehrheit erwartete vor dem Duell, dass Angela Merkel besser abschneiden wird als der SPD-Kanzlerkandidat. Damals wie heute deuten jedoch erste Analysen darauf hin, dass der Herausforderer besser abgeschnitten hat, als zuvor erwartet worden war. Unterschiede gibt es beim Engagement der Parteianhänger im Wahlkampf: Die Parteianhänger der SPD sind im Gegensatz zu den Anhängern der CDU/CSU deutlich aktiver als 2009.
Während in der öffentlichen Debatte Themen wie die Euro-Hawk-Affäre und die Aktivitäten der NSA ausführlich diskutiert werden, liegen die Sorgen der Bürger derzeit auf ganz anderen Feldern: Die große Mehrheit beunruhigt die Entwicklung der Energiepreise, die Entwicklung von Steuern und Abgaben und die Verpflichtungen, die für Deutschland aus den Problemen in der Euro-Zone entstehen. Für die bevorstehende Bundestagswahl interessiert sich derzeit allerdings nur jeder fünfte Bürger sehr stark, auch von den politisch Interessierten ist es nur jeder dritte. Selten sahen die Wähler einer Bundestagswahl mit so wenig Spannung entgegen, obwohl der Wahlausgang nach wie vor völlig offen ist. Der Vorsprung der Regierungskoalition beträgt gerade einmal einen Prozentpunkt.
Das Vertrauen in die EU wächst
Die Einstellungen der Deutschen zu Europa nähern sich zurzeit wieder der Situation vor dem Ausbruch der Eurokrise. So ist die Zahl derer, die sehr großes oder großes Vertrauen in die Europäische Union haben, seit 2011 von 24 auf 33 Prozent gestiegen, das sind ebenso viele wie 2007. Die Haltung zu Europa wurde bislang durch die Krise offenbar nicht dauerhaft beschädigt. Heute gibt sogar eine relative Mehrheit von 40 Prozent an, die Einigung Europas sei für sie ein Grund zur Freude. 63 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu „Trotz aller Schwierigkeiten, die wir zurzeit in Europa haben, gehören wir Europäer letzten Endes zusammen“.
Steuern - ein schwieriges Wahlkampfthema
Die Mehrheit der Bevölkerung hält das Steuersystem für nicht gerecht, 78 Prozent gehen davon aus, dass es dazu beiträgt, die Unterschiede zwischen Arm und Reich zu vergrößern. Trotzdem gibt es bisher keine Anzeichen dafür, dass sich die Steuerpolitik als Wahlkampfthema für die Oppositionsparteien auszahlt: Auf die Agenda der wichtigsten Themen für die nächste Legislaturperiode setzt die Bevölkerung Steuerthemen ganz ans Ende, von den Steuerplänen der Grünen fühlen sich nur die wenigsten persönlich betroffen, die CDU gilt mit Abstand als die Partei mit dem überzeugendsten Steuerkonzept.
Wenig Toleranz gegenüber Extremisten
Während 57 Prozent der Deutschen den Rechtsextremismus heute bei uns für ein „großes Problem“ halten, gilt dies für den Linksextremismus nur für 10 Prozent der Bevölkerung. Rechtsextremisten können noch weniger als in früheren Jahren in der Gesellschaft auf Verständnis hoffen, aber antidemokratische Positionen und Ressentiments gibt es dennoch in Teilen der Bevölkerung: So geben immer noch 10 Prozent der Bevölkerung an, sie wollten keine Menschen anderer Hautfarbe als Nachbarn haben, 1991 waren es 11 Prozent.
Die andauernde Krise in der Euro-Zone wie auch der bei einem guten Drittel der Gesamtbevölkerung vorhandene Wunsch nach einer Rückkehr zur D-Mark schaffen einen gewissen Resonanzboden für die Ziele der Alternative für Deutschland (AfD). 17 Prozent der Bevölkerung können sich vorstellen, eine Partei zu unterstützen, die sich für die Abschaffung des Euro einsetzt. Das Potential der AfD ist wenig altersgebunden, die potentiellen Unterstützer rekrutieren sich zu gleichen Teilen aus allen politischen Lagern, leicht überdurchschnittlich aus den Anhängern der Linken und der Piraten.
Tatsächliche und gefühlte Intoleranz
56 Prozent der Bevölkerung halten die Meinungsfreiheit in Deutschland grundsätzlich für gewährleistet. Dennoch werden einige Themen als in der Öffentlichkeit heikel wahrgenommen. Der sozialen Kontrolle kann sich kaum jemand entziehen: so geben 96 Prozent der Bevölkerung an, ihnen sei schon einmal aufgefallen, dass sich jemand in der Öffentlichkeit „nicht korrekt“ verhalten habe. Fast zwei Drittel von ihnen haben auch schon einmal jemanden auf ein Fehlverhalten hingewiesen.
Schon zu Beginn des Wahljahres 2009 bewerteten 47 Prozent der Bürger Angela Merkel als starke Kanzlerin, im Februar 2013 sind es 61 Prozent. Lediglich 13 Prozent glauben, dass der Herausforderer die derzeitigen Probleme und Aufgaben besser bewältigen würde. Zurzeit ziehen 50 Prozent Angela Merkel als Kanzlerin vor, 23 Prozent Peer Steinbrück. Einen Regierungswechsel im Herbst wünschten sich Anfang 2009 47 Prozent, Anfang 2013 sind es 35 Prozent. Dennoch sind aber nur 19 Prozent der Bevölkerung zurzeit davon überzeugt, dass eine Fortsetzung der schwarz-gelben Koalition gut für unser Land wäre.
Schleichende Ausbreitung des Antiamerikanismus
Weite Teile der deutschen Bevölkerung sind von Obama begeistert, die Mehrheit attestiert den USA Verlässlichkeit als Bündnispartner. Trotzdem haben negative Einstellungen gegenüber den USA in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Gefragt nach Eigenschaften, die auf die USA zutreffen, wird an erster Stelle "Viel Kriminalität" genannt (77 Prozent), gleichauf an zweiter Stelle stehen "Schöne Landschaften" und "Große soziale Ungerechtigkeiten" (je 69 Prozent). Als Vorbild gelten die USA für immer weniger: 1997 empfanden noch 30 Prozent die USA als Vorbild, heute sind es noch 11 Prozent.
Die Sympathie für eine schwarz-grüne Koalition nach der Bundestagswahl im Herbst hält sich bei der Bevölkerung in engen Grenzen. Nur für knapp 5 Prozent wäre eine schwarz-grüne Koalition die Wunschkoalition. Während in der Einschätzung der Bevölkerung sich das politische Profil von CDU/CSU und Grünen deutlich unterscheidet, urteilen die Anhänger der beiden Parteien in vielen Fragen nur graduell unterschiedlich. Gravierende Meinungsverschiedenheiten zwischen den Anhängern von Union und Grünen sind zurzeit primär bei der Steuerpolitik, in Bezug auf die Legalisierung weicher Drogen, die Stellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und bei der Einschätzung des Islam festzustellen. Schwerer als diese unterschiedlichen Positionen wiegen jedoch die Empfindungen von Distanz, die die Anhänger beider Parteien andere Koalitionspartner favorisieren lassen.
Die Furcht vor dem Morgenland im Abendland
Die Vorbehalte der Deutschen gegenüber dem Islam sind nach wie vor hoch. Trotzdem werden Muslime nicht pauschal als Bedrohung wahrgenommen. Der Aussage von Joachim Gauck, dass Muslime, die hier leben, zu Deutschland gehören, stimmen 29 Prozent der Bundesbürger zu, 49 Prozent lehnen diese Aussage ausdrücklich ab.
Obwohl die Mehrheit der Deutschen angesichts der Probleme in der Euro-Zone außerordentlich beunruhigt ist, gibt es bisher keinerlei Hinweise, dass sich die Bevölkerung von Europa abwendet: die meisten möchten den EURO behalten und die Mitgliedschaft in der Europäischen Union wird heute positiver als noch vor einem Jahr bewertet. Allerdings wächst das Empfinden von Ohnmacht und Fatalismus. 76 Prozent der Bevölkerung fühlen sich von der Komplexität der Probleme überfordert, 70 Prozent halten auch die Politik für ratlos. Und das Interesse an der europäischen Politik ist gering: nur 36 Prozent der Bevölkerung interessiert überhaupt, welche Entscheidungen in Brüssel oder Straßburg getroffen werden.
Seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts geht die Zahl der Gottesdienstbesucher kontinuierlich zurück. Und auch der Glaube an wesentliche Elemente der christlichen Lehre schwindet: so glauben selbst von den Katholiken aktuell nur noch 47 Prozent an die Dreifaltigkeit. Dennoch ist für die meisten das Christentum nach wie vor von politischer und gesellschaftlicher Relevanz und für Deutschland und auch für Europa prägend. Auch heute ist es für 53 Prozent der Deutschen „wichtig“ oder „sehr wichtig“, dass sich politische Parteien auch an christlichen Grundsätzen orientieren.
Das Bundesverfassungsgericht ist nach Überzeugung weiter Teile der Bevölkerung ein im politischen Leben kaum zu überschätzender Machtfaktor. Zwei Drittel der Bevölkerung sind derzeit davon überzeugt, dass das Bundesverfassungsgericht großen oder sogar sehr großen Einfluss auf das politische Geschehen ausübt. 56 Prozent begrüßen diesen großen Einfluss. Gerade bei politischen Entscheidungen, die im Zusammenhang mit der Eurokrise stehen, sind die Bürger mehrheitlich froh, dass diese Entscheidungen vom Gericht auf ihre Verfassungskonformität hin überprüft werden. Das Ansehen des Bundesverfassungsgerichts ist seit Ende der 90er Jahre kontinuierlich gestiegen: 64 Prozente den Bevölkerung haben heute eine gute oder sehr gute Meinung über das Gericht.
Die weitaus meisten Deutschen schätzen die aktuelle Finanzlage des Staates als problematisch ein und lehnen eine weitere Verschuldung mehrheitlich ab. Dennoch werden öffentliche Schulden als weniger bedrohlich wahrgenommen als private. Gefragt nach sinnvollen Sparmaßnahmen des Staates entscheidet sich die Bevölkerung mehrheitlich für Vorschläge, von denen sie sich selbst kaum betroffen sieht: Reduzierung der Unterstützung für überschuldete Euro-Länder, konsequentere Verfolgung von Steuerhinterziehern, Kürzung von Politikergehältern, höhere Steuern für Wohlhabende. Für eine Kürzung von Sozialleistungen hingegen sprechen sich nur 11 Prozent aus.
73 Prozent der Bevölkerung stehen hinter dem Beschluss, bis 2022 aus der Kernenergie auszusteigen, gleichzeitig glaubt nur eine Minderheit, dass der Beschluss tatsächlich in dieser Zeit verwirklicht wird. Zwei Drittel der Bevölkerung halten es für schwierig, den bisherigen Beitrag der Kernenergie zur Energieversorgung sukzessive durch regenerative Energien abzudecken. Die Bevölkerung registriert aufmerksam die Strompreisentwicklung und geht auch für die Zukunft von stetig steigenden Strompreisen aus. Nur eine Minderheit ist bereit, für eine Energieversorgung, die sich so weit wie möglich auf regenerative Energien stützt, höhere Preise in Kauf zu nehmen.
Die Sehnsucht nach politischer Orientierung
Der Blick der Bevölkerung auf Politik und Politiker ist widersprüchlich: Nur ein Viertel ist der Auffassung, dass man besondere Fähigkeiten haben muss, um Bundestagsabgeordneter zu werden. 48 Prozent der Bevölkerung glauben, dass sie selbst mehr von Politik verstünden, als die verantwortlichen Politiker. Gleichzeitig werden politische Zusammenhänge aber als immer komplizierter und undurchschaubarer wahrgenommen. 87 Prozent erwarten von den Politikern hier Orientierungshilfen.
Der Wert der Freiheit in der Freiheit
Es gibt nur wenige Freiheiten, die die Deutschen für verzichtbar erklären. Dennoch wird es Joachim Gauck mit seinem Leitmotiv "Wert der Freiheit" schwer fallen, Aufmerksamkeit und Wirkung zu erzielen. Denn die Bundesbürger fühlen sich überwiegend frei. Der Bundesrepublik attestiert die überwältigende Mehrheit, die Freiheitsräume, die ein freies Land ausmachen, wie z.B. freie Wahlen oder Meinungsfreiheit, auch zu garantieren.
Stabile Vorurteile - robuste Gemeinschaft
Die Beunruhigung der Bevölkerung durch die europäische Schuldenkrise scheint ihren Höhepunkt überschritten zu haben. Das Vertrauen in die Europäische Union ist wieder leicht gestiegen, mehrheitlich stimmen die Deutschen der Auffassung zu, dass Europa 'unsere Zukunft' sei. Auch in der Krise sind die Einstellungen der Deutschen zu drei europäischen Nachbarn weitgehend unverändert geblieben. Stereotype Klischees von drei Nachbarländern können die positive Haltung der Deutschen zur europäischen Einigung nicht erschüttern.
Auch wenn die Bevölkerung einer pauschalen Systemkritik bemerkenswert deutlich zustimmt, ist sie von der Leistungsfähigkeit und Effizienz unseres Wirtschaftssystems weit mehr überzeugt als noch vor wenigen Jahren. Die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre hat vielen das Vertrauen in die Erfolgsträchtigkeit der Marktwirtschaft zurückgegeben. Moniert werden jedoch u.a. die Einkommensunterschiede, die Risiken sozial abzusteigen, der Leistungsdruck und die Unsicherheit der Arbeitsplätze. Fast jeder Zweite sieht in der Marktwirtschaft auch ein System, das die Starken begünstigt und in dem die Schwachen auf der Strecke bleiben.
Die Bürger verbinden mit dem Begriff "liberal" neben dem Prinzip der Freiheit zunehmend auch soziale Aspekte. Mit dieser Erweiterung erscheint der Liberalismus nach wie vor als attraktiv. Die FDP wird von der Bevölkerung allerdings in erster Linie als Vertreterin eines (ungeliebten) Wirtschaftsliberalismus wahrgenommen.
Die Einschätzung der Chancen sowie die Sympathien für die Piraten sind durchaus beachtlich, vor allem unter der jungen Generation und den Anhängern der Grünen und der Linken. Sie gilt als programmatisch und strukturell noch nicht festgelegt, was gerade Wähler anspricht, die von den etablieren Parteien im Bundestag enttäuscht sind. Ob die Partei über Berlin hinaus Bedeutung erlangen kann, hängt jedoch nicht nur von der Partei selbst, sondern auch von der Konkurrenz der etablierten Parteien untereinander und den künftigen politischen Entwicklungen und Themenkonjunkturen ab.
Hochkonjunktur für politische Interventionen?
Der Vertrauensverlust der Bevölkerung in die politischen Institutionen und deren Vertreter lässt sich seit mehreren Jahrzehnten demoskopisch nachweisen. So glauben heute nur noch 24 Prozent der Bevölkerung, dass man große Fähigkeiten haben muss, um Bundestagsabgeordneter zu werden, 1972 waren es noch 63 Prozent. Eine mögliche Erklärung für diesen Vertrauensverlust ist die hohe Erwartungshaltung an die Politik auch in Bereichen, auf die die Politik keinen oder nur wenig Einfluss hat.
Seit Ende August rückt die Krise in den Euro-Ländern auch für die deutsche Bevölkerung immer näher, das Vertrauen in den Euro und in die Europäische Union ist rapide gesunken. Die CDU steht in der Wahrnehmung der Bürger für die europäische Integration und in der aktuellen Krise für die Stabilisierung des Euro und die Unterstützung überschuldeter Mitgliedsländer. Dies macht die Entwicklung in Europa für die CDU/CSU mehr als für jede andere Partei zu einem Schicksalsthema.
Die Furcht der Bevölkerung vor verschiedenen Lebensrisiken steht bisweilen mit den tatsächlich vorhandenen Gefahren in auffälligem Kontrast. Konfrontiert mit aktuellen Streitthemen wird das grundsätzlich befürwortete Ideal der Rationalität von der Anziehungskraft der Emotionen überlagert.
Auseinanderentwicklung der sozialen Schichten
Die sozialen Schichten entwickeln sich nicht nur in Bezug auf ihre materielle Lage auseinander. Auch die Interessen, die Lebensstile, Weltanschauung und Alltagskultur unterscheiden sich in zunehmendem Maße. Ein besonders ernster Aspekt dabei ist, dass auch die Voraussetzungen, unter denen Kinder aufwachsen - die Impulse und die Förderung, die sie von ihren Eltern bekommen - immer mehr schichtspezifisch geprägt sind.
Eine Re-Nationalisierung des Denkens
Die Deutschen blicken mit einem Selbstbewusstsein auf ihr Land, wie schon seit langem nicht mehr. So halten 66 Prozent der Deutschen den Einfluss von Deutschland in der Welt für "sehr groß" oder "groß". Gleichzeitg zeichnet sich eine Tendenz zu einer zunehmend isolationistischen Haltung ab. Die Überzeugung, es sei notwendig, Deutschland in internationale Bündnisse einzubinden, scheint allmählich zu erodieren.
Privater und öffentlicher Bereich
In den letzten Jahrzehnten sank in Deutschland die Bereitschaft, rigide gesellschaftliche Normen im Bereich der Sexualmoral zu akzeptieren. Für die Mehrheit der Deutschen gehört das Sexualverhalten zur Intimsphäre des Einzelnen, die dem öffentlichen Urteil entzogen bleiben sollte. Politiker, die ihre Neigungen und ihr Privatleben zu einem öffentlichen Thema machen und damit gleichsam gegen das Diskretionsgebot verstoßen, treffen auf eine überwiegend kritische Reaktion.
Allensbacher Langzeittrends über mehrere Jahrzehnte zeigen, dass in Deutschland die Fortschrittsfeindlichkeit ihren Höhepunkt Mitte der 80er Jahre erreicht hatte. Seitdem wächst alles in allem das Zutrauen der Deutschen in Wissenschaft und technischen Fortschritt, daran hat auch die Katastrophe in Fukushima nichts grundlegend geändert. Zugenommen hat allerdings die Furcht vor den Risiken des technischen Fortschritts.
Nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl hatten aufgrund der räumlichen Nähe weit mehr Menschen in Deutschland Angst, persönlich gefährdet zu sein, als nach Fukushima. Andererseits wird das Risiko, ein ähnliches Unglück könnte sich auch in Deutschland ereignen, nahezu gleich hoch eingeschätzt. Dabei sind die Zweifel an der Sicherheit deutscher Reaktoren weitaus größer als unmittelbar nach Tschernobyl. Der rasche Positionswechsel der Regierungsparteien findet breite Zustimmung in der Bevölkerkung, ist jedoch ein riskantes Manöver, das der Koalition bisher weder den Respekt noch die Sympathien der Bürger sichert.
Die Bewältigung der Diktatur in den Familien
Während sich in Westdeutschland ab dem Ende der 50er Jahre über etwa zwei Jahrzehnte ein Wertewandel hinsichtlicher der Abkehr von bürglichen Werten und eine zunehmende Kluft zwischen den Generationen demoskopisch nachweisen lässt, glich die Haltung der Ostdeutschen Anfang der 90er Jahre der Einstellung der Westdeutschen in den 50er Jahren. Nun gibt es Anzeichen für einen Wandel: Die ostdeutschen Unter-30-Jährigen geben deutlich häufiger als ihre Eltern und Großeltern und sogar deutlich häufiger als ihre westdeutschen Altersgenossen eine freiheitliche Grundhaltung zu Protokoll.
Realität und symbolische Politik
Gemessen an den Herausforderungen ist die gegenwärtige Debatte um eine Frauenquote vordergründig und eher symbolische Politik als eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den eigentlichen Problemen. So ist die Überzeugung nach wie vor verbreitet, dass eine stärkere Berufsorientierung von Frauen zu Lasten der Kinder gehe, 72 Prozent der Mütter von Kindern unter 18 Jahren beklagen, dass es in Deutschland schwierig ist, Familie und Beruf zu vereinbaren, und die Interessen und Präferenzen für bestimmte Berufe haben sich bei Männern und Frauen kaum angenähert.
Das gemeinsame Interesse an Europa ist in Gefahr
Während das Ansehen des Euro, der von Anfang an von den Deutschen skeptisch beurteilt wurde, kaum durch die Krisensituation in der Euro-Zone gelitten hat, wirkt sich die Krise weitaus stärker auf das Ansehen der Europäischen Union als Ganzes aus. Das Vertrauen in die Europäische Union hat rapide abgenommen und die europäische Einigung ist für weitaus weniger eine Zukunftsperspektive.
Minenfeld Sozialpolitik
Beide Volksparteien haben traumatische Erfahrungen mit tatsächlichen oder geplanten Einschnitten in die Sozialpolitik gemacht: Die Bürger bestehen auf ihren Erwartungen.
Mit dem Zeitgeist im Rücken
Die Grünen sind zurzeit so beliebt, dass nicht einmal mehr der Gedanke schreckt, einer der Ihren könnte Ministerpräsident in einem Bundesland sein.
Der Ruf nach dem Plebiszit
Die repräsentative Demokratie hat wenig Rückhalt, Volksabstimmungen werden vor allem als Chance gesehen, 'etwas zu verhindern'.
Blühende Landschaften
Für die Mehrheit ist die deutsche Wiedervereinigung Anlass zur Freude. Und nun sind auch viele überzeugt, dass Helmut Kohls Versprechen Wirklichkeit geworden ist.
Produktiver Bildungsstreit
Passend zur Volksabstimmung in Hamburg hat die Bildungspolitik Konjunktur. Die Bürger sähen die Zuständigkeit dafür gerne beim Bund und erwarten kostenlose Dienste.
Das Verblassen der Linkspartei
Obwohl DIE LINKE in Nordrhein-Westfalen indirekt an der Macht beteiligt ist und der Zeitgeist sich nach links orientiert - die Skepsis gegenüber der Partei wächst.
Schwere Zeiten für die Kirchen
Die breite Berichterstattung hat jedermann mit den Problemen der Kirchen bekanntgemacht. Die Einstellung der Bürger hat sich in der Folge zum Teil verändert.
Wird Deutschland am Hindukusch verteidigt?
Nicht die Bundeswehr steht in Deutschland in Zweifel, sondern der Sinn ihres Einsatzes in Afghanistan. Die Bürger wollen nicht Verantwortung in aller Welt übernehmen.
Vertrauensverlust für die europäische Währung
Gern sehen die Deutschen die Unterstützung der EU für Griechenland nicht. Doch die Zahl der D-Mark-Nostalgiker nimmt ab. Die Bürger wollen realistisch bleiben.
Wenig Aufregung um die Kernenergie
Die Kernenergie regt nicht alle Bürger auf. Je mehr darüber gesprochen wird, umso weniger Deutsche glauben an den Atomausstieg. Im Wettbewerb der Energieträger schneidet die Kohle schlechter ab.
Politik in der pragmatischen Gesellschaft
Die in der Bevölkerung verbreitete Erwartung rascher Lösungen steht quer zu der Forderung nach standhafter Politik. Die Bürger wollen Effizienz, sonst nur wenig.
Die engagierte Gesellschaft
Jenseits der Tagespolitik hat die Akzeptanz demokratischer Prinzipien zugenommen: Vielfalt rangiert vor Stärke, Einsatz vor dem Beiseitestehen.
Statusfatalismus der Unterschicht
Die deutsche Gesellschaft ist keineswegs aus einem Guss. Die Unterschiede zwischen den Schichten wachsen - in materieller wie in bildungspolitischer Hinsicht.
Versäumnisse bei der Vergangenheitsbewältigung
Aufklärung über die eigene Vergangenheit. Die mediale Erinnerung an die Zustände und Ereignisse vor dem Mauerfall hat die Neigung, den Alltag in der DDR zu verklären, gebremst.
Die Chancen der SPD
Der SPD fehlt es jetzt an Selbstbewusstsein und Bedeutung. Doch die sozialdemokratischen Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit und Mindestlöhnen haben viele Anhänger.
Wie die pragmatische Gesellschaft wählt
Nicht Überzeugungen und Grundsätze, sondern die nüchterne Analyse der von den Parteien gebotenen Chancen und Risiken geben den Ausschlag für die Stimmabgabe.
Der unsichtbare Kandidat
Das gleiche Profil, nur stärker geprägt. Über den Erfolg entscheidet nicht das Fernsehduell selbst, sondern die mediale Bewertung danach und das schon zuvor erworbene Ansehen des jeweiligen Kanzlerkandidaten.
Wahl ohne Leidenschaft
Es fehlt das Streitthema, es fehlt das schicksalhafte Moment, es fehlt die Konfrontation unversöhnlicher Gegner, es fehlt der aufwühlende Zukunftsentwurf.
Szenenwechsel im Wahlkampf
Aus der Schonung ins Getümmel. Der Auftrieb aus den Landtagswahlen stellt die SPD vor neue Probleme. Und die Union beginnt daran zu leiden, dass ihr Vorsprung in Kompetenzfragen schrumpft.
Keine Krisenstimmung
Nur jeder Vierte sieht den kommenden zwölf Monaten voller Befürchtungen entgegen. Die Sorge nimmt mit steigendem Einkommen ab.
Die unverdrossenen Nichtwähler
Wahlenthaltung ist weniger Ausdruck von Protest als von Desinteresse an der Politik. In diesem Jahr dürfte die Beteiligung an der Bundestagswahl abermals sinken.
Nüchterne Wechselstimmung
Da sich nur sechs Prozent der Bevölkerung von der Krise stark berührt fühlen, ist das Vertrauen zur Kanzlerin fest. Die große Koalition hingegen wird deutlich abgelehnt.
Der Geist der Verfassung
Die Deutschen zeigen großen Respekt vor dem Grundgesetz - und wissen doch nicht allzu viel über seine Einzelheiten. Diese Achtung wird auch dem Bundespräsidenten zuteil.
Die SPD hat viel aufzuholen
Kanzlerkandidat Steinmeier bleibt weit hinter der Bundeskanzlerin zurück, die Konzepte gelten als wirklichkeitsfern, die Partei als uneinig - und die Agenda 2010 wirkt nach.
Nicht nur Krisengewinnler
Die FDP wird seit einem Jahrzehnt langsam, aber stetig stärker. Ihre Wertordnung scheint in der Krise aktueller zu sein als die der christlichen Parteien.
Skepsis gegenüber staatlichen Investitionen?
Schwache Vorbehalte gegen Eingriffe. Staatliche Regelungen und Kontrollen der Wirtschaft finden in der Krise großes Verständnis, treiben jedoch gleichzeitig auch die Zustimmung zur FDP in die Höhe.
Eine Erfolgsgeschichte
Die Deutschen blicken zufrieden auf die vergangenen 60 Jahre der Bundesrepublik Deutschland.
Geschwächt in das Wahljahr
Nach dem Sündenfall. Aus der Sicht der Bevölkerung geht die SPD mit einem unklaren Profil und mit einem nicht leicht einzuschätzenden Kanzlerkandidaten ins Wahljahr.
Bildungsrepublik Deutschland
Der Bildungsstand der Erwachsenen. Die Kenntnisse der Schüler sind gründlich erforscht. Was aber die Erwachsenen wissen und für wissenswert halten, ist nur mit Umfragen zu erkunden.
Wasser auf die Mühlen der Linken
Die Bankenkrise erschüttert nicht nur das Vertrauen in die Finanzwelt, sondern ändert auch das Weltbild der Bürger. Frühere Vorstellungen feiern Urständ.
Skeptischer Blick nach Osten
Die russische Politik findet wieder weniger Verständnis als vor Jahren, die Deutschen setzen auf Abstand zu dem Land, das sich von neuem als Großmacht geriert.
Schleichende Veränderung
Die Altersklasse bis 30 Jahre fügt sich nicht nahtlos in die Gesamtbevölkerung ein. Sie informiert sich anders und interessiert sich für anderes als die Generation davor.
Die gefühlte Ungerechtigkeit
Soziale Gerechtigkeit ist ein Schlüsselbegriff der europäischen Geschichte wie auch der gegenwärtigen Politik. Wie legen ihn die Bürger aus?
Herausforderungen für die Union
Unter '40' ist viel an Boden zu gewinnen. Die CDU hatte einst einen hohen Anteil junger Wähler. Die Nach-68er und die Ostdeutschen grenzen die Erfolgsmöglichkeiten der Union ein.
Der Kampf Europas mit der Gleichgültigkeit
Sich für eine Selbstverständlichkeit begeistern? Die jungen Leute von heute sehen Europa anders als die Jungen der fünfziger Jahre.
Skepsis gegenüber den Führungseliten
Politiker und Manager sind das Reizthema der Deutschen. Selbstlosigkeit wird erwartet, zugleich werden jedoch Gier und Rücksichtslosigkeit unterstellt.
Das zarte Pflänzchen Integration
Das Urteil der Deutschen über die Einwanderer ist sachlicher und selbstbewusster geworden. Nun werden auch klare Forderungen gestellt.
Die Sogwirkung der Linkspartei
Die Erfolge der Linken in Ost und West zwingen andere Parteien, sich auf die offensichtliche Neuausrichtung der Wählerschaft einzustellen.
Der Tanz mit dem Tiger
Fasziniert blicken die Deutschen auf China. Sie rechnen mit dessen zunehmender Kraft und können sich zwischen Anforderungen und Anpassung nicht entscheiden.
Preisschock
Nichts bereitet der Bevölkerung größere Sorgen als der Anstieg der Heiz- und Energiekosten.
Das Bürgerliche - ein verwahrloster Garten
Die Bevölkerung bekennt sich zu bürgerlichen Tugenden und beklagt deren Verlust. Unter den Parteien gelten CDU und CSU als die bürgerlichsten.
Der Preis der Sicherheit
Die Bevölkerung in Deutschland verspürt keine akute Gefährdung durch den Terrorismus. Ihre Zustimmung zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr nimmt stetig ab.
Die Deutschen und ihre Bahn
Unzufriedenheit im Alltag, aber die Faszination ist ungebrochen.
Im politischen Niemandsland
Die SPD ist weder kritische Opposition noch kraftvolle Regierungspartei.
Der Zauberklang des Sozialismus
Die Aussagen der Linken fallen auf fruchtbaren Boden.
Bemerkenswerte Gelassenheit
Die Bevölkerung hat die klimapolitische Themensetzung aufgegriffen.
Eine Art Hassliebe
Über die Einstellung der Deutschen zur Bürokratie.
Hohe Erwartung
Die Bevölkerung hält eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für überfällig.
Optimistisch und intolerant
Über den Zeitgeist in Deutschland.
Der selektive Aufschwung
Nur acht Prozent der Bevölkerung rechnen mit einem deutlichen Anstieg der Löhne.
Ein Hauch von Isolationismus
Die Deutschen sehen die EU-Ratspräsidentschaft verhalten zuversichtlich.
Wachsende Distanz zwischen Bürgern und Wirtschaft
Die Mehrheit glaubt nicht an einen Gewinn aus den Erfolgen der Unternehmen.
Das Ende von Humboldts Universität
Viel Respekt, aber wenig Verständnis für die Wissenschaft.
Intakte Profile der Parteien
Besondere Herausforderungen für die CDU und CSU.
Wer glaubt an Wunder?
Westdeutsche mehr als Ostdeutsche.
Ein neuer Patriotismus?
Das Fahnenmeer zur WM hat die meisten Deutschen - angenehm - überrascht.
Wie sicher ist Deutschland?
Die Furcht der Bürger vor Verbrechen nimmt ab.
Mehr Zustimmung, aber weniger Zutrauen
Sympathiegewinne und Bedeutungsverluste der Gewerkschaften.
Eine fremde, bedrohliche Welt
Die Einstellung der Deutschen zum Islam.
Wachsendes Interesse an Religion und Kirche
Die neue Anziehungskraft der Religion. Wachsendes Interesse an Glaube und Kirche.
Steuern und Stolz
'Ich leiste etwas für die Allgemeinheit'.
Die Schwäche der SPD als Koalitionsrisiko
Das stete Suchen nach Kompromissen findet in der Anhängerschaft wenig Verständnis.
Das geteilte Deutschland
15 Jahre nach der deutschen Einheit bewegen sich Ost- und Westdeutsche aufeinander zu.
Die Sorge um den Arbeitsplatz bleibt
Die große Koalition beschließt unpopuläre Maßnahmen geräuschlos.
Große Koalition in Politikverdrossenheit
Ein Anfang in düsterer Stimmung.
Unwägbarkeiten am Beginn der neuen Legislaturperiode
Will die SPD der Union die Hand zu Reformen reichen?
Eine Vertrauenskrise
Demoskopische Anmerkungen zum Ergebnis der Bundestagswahl.
Spannung auf der Zielgeraden
Schwarz-Gelb und Rot-Grün liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Am Anfang des Endspurts
Ein bißchen Langeweile ist dabei.
Das Unglück der SPD
Die Wähler empfinden die vorgezogene Wahl als Schaukampf.
Eine ernste Frau für ernste Zeiten
Ein Porträt der Kanzlerkandidaten Schröder und Merkel.
Wahlentscheidung voller Unbehagen
Der Wahlkampf verschärft die Vertrauenskrise der Politik.
Vertrauen ist besser
Ein Kapitel aus dem deutschen Schulgeschichtsbuch und der politischen Aktualität.
Wechselstimmung ohne Euphorie
Auch die Anhänger der SPD glauben nicht an deren Sieg.
Triumph der Gaullisten?
Nach den Vereinigten Staaten wird 'Erbfeind' Frankreich zum besten Freund.
Grüne Götterdämmerung?
Die Grünen sind angeschlagen, aber nur begrenzt in der Defensive.
Deutschland und die Welt
Auf dem Weg zur selbstbewussten Mittelmacht.
Die mentale Schwäche einer verzagten Nation
Die Bevölkerung denkt mehr in Risiken als in Chancen.
Das Seebeben-Weihnachten
Der Bundespräsident trifft den richtigen Ton.
Die Herausforderung durch den Islam als Chance
Die Mehrheit erwartet immer wieder Konflikte.
"Königin der Außenseiter"
Ein demoskopisches Porträt Angela Merkels.
Missmut über Regierung und Opposition
Die Unzufriedenheit mit Schröders Politik bringt Frau Merkel noch nicht zum Erfolg.
Der Kampf der Kulturen
Die Deutschen sehen mit zusammengebissenen Zähnen der Bedrohung entgegen.
Die Renaissance der PDS als Protestbewegung
Mit Verständnis statt Konzepten.
Eine Aufgabe der Geschichte
Das Zusammenwachsen der Deutschen macht keine wirklichen Fortschritte.
Die Zerreißprobe
In der Regierungsverantwortung verliert die SPD ihre Identität.
Vor der Europawahl
Ein Porträt der FDP zwischen Avantgarde und Zünglein an der Waage.
Beklommenheit vor dem historischen Schritt
Die Bevölkerung sieht überwiegend Risiken der Osterweiterung.
Die ungeliebte Gesundheitsreform
Der Verdruss wird vor allem bei der Bundesregierung abgeladen.
Regieren gegen die öffentliche Meinung
Die Personalrochade garantiert keine Versöhnung der SPD mit der Bevölkerung.
Der Winter des Missvergnügens
Die Stimmung zur Jahreswende ist von Verdrossenheit geprägt.
Die ignorierte Macht
Die Bevölkerung unterschätzt den Einfluß der europäischen Institutionen.
Der Linkstrend ist gestoppt
Eine Untersuchung des Meinungsklimas in Deutschland.
Die Schimäre Generationengerechtigkeit
Im Reformprozess sieht die Mehrheit Ältere und Jüngere gleichermaßen als Leidtragende.
Der Arbeitslose als Pechvogel
Die geplanten Einschränkungen wirken schon jetzt. Die 'Ich-AG' als Medizin gegen Depression.
Gleichmut im Umgang mit einem Schicksalsthema
Die Bildungsdiskussion leidet unter mangelnder Anteilnahme.
Die Entfremdung
Deutschland und die USA entfernen sich voneinander.
Gewöhnung an die Krise
Die Bevölkerung richtet sich stoisch auf andauernde Probleme ein.
Ein Gefühl echter Freundschaft
Die Deutschen haben großes Vertrauen zu Frankreich.
Die Machtprobe
Die Kritik am Kurs der Gewerkschaften wächst.
Verletzte Gefühle
Die Auseinandersetzung um den Irak-Krieg schadet der deutsch-amerikanischen Freundschaft.
Wirtschafts- oder Wertegemeinschaft?
Das Beitrittsersuchen der Türkei entscheidet über den zukünftigen Weg Europas.
Worüber man in Deutschland spricht
Ein schweres Jahr für Schröder.
Zweimal Deutschland
Unterschiedliche Prioritäten. Freiheit im Westen, Gleichheit im Osten.
Ein dramatischer Wahlkampf
Die Bevölkerung hat das Vertrauen in die Politik verloren und bindet sich nicht so leicht.
Spannung auf der Zielgeraden
Emotionen bestimmen die letzte Wahlkampfphase.
Das Meinungsklima ist stabil
Kurzfristige Ereignisse ändern nicht die Großwetterlage.
Wahlkampf der Meinungsführer
Nach ihnen richtet sich die übrige Bevölkerung.
Freiheit und Glück
Ein in der Politik vernachlässigter Kontext.
Die Wiederentdeckung der Bildung
Die Pisa-Studie hat Deutschland aufgeschreckt.
Sind Parteispenden unmoralisch?
Die Bevölkerung fühlt sich von Korruption umgeben.
Wachsende Sorgen über das Gesundheitssystem
Angst vor der Zwei-Klassen-Medizin.
Arbeitslosigkeit im Wahljahr
Das Zutrauen zu den einzelnen Parteien gewinnt an Gewicht.
Die Mitte ist weder rot noch schwarz
Der Wechselwähler ist nicht derjenige, als der er häufig beschrieben wird.
Neujahr 2002
Nach der Einführung des Euro wechselt das Meinungsklima.
Die Bevölkerung gibt der rot-grünen Regierung keine Zukunft
Verfallsdatum 22. September 2002.
Nach der Zeitenwende
Ist der 11. September das prägende Erlebnis der Jüngeren geworden?
Neue Agenda der inneren und äußeren Sicherheit
Was die Bürger nach den Anschlägen und nach Beginn der Vergeltung erwarten.
Schatten über Deutschland
Ostdeutschland glaubt nicht an die eigene Zukunft.
Der Wolf im Schafspelz
Ein Porträt der Partei des demokratischen Sozialismus - PDS.
Parteiübergreifender Konsens in der Einwanderungsfrage
Nur die Grünen stehen außerhalb dieses Konsenses.
Europa wird interessant
Mit dem Heranrücken des Euro schnellt die Aufmerksamkeit empor.
Verdrängt die FDP die Grünen?
Die FDP bleibt dritte Kraft. Rot-Grün hat keine Mehrheit und der Juniorpartner schwache Aussichten.
Aus einer anderen Zeit
Die zwei Phasen der 68er Revolte für die Bevölkerung ein abgeschlossenes Kapitel.
Öffentliche Erregung als Chance und Risiko
In den Augen der Bevölkerung hat der Zeitgeist die größte Schuld an BSE.
Die Weihnachtspause
Trotz BSE und Politikverdrossenheit sind die Deutschen überschäumender Stimmung.
Die Bevölkerung fordert ein Einwanderungsgesetz
Leitlinien: Quantitative und qualitative Steuerung und Integration.
Der Weg nach links
Die PDS nutzt das Bedürfnis nach plebiszitären Verfassungselementen.
Damoklesschwert Ökosteuer
Die hohen Kraftstoffpreise belasten finanziell die Bürger und politisch die Regierung.
Ein großes Kapitel der deutschen Geschichte
Die Wiedervereinigung ist noch nicht abgeschlossen.
Zwischen Fortschrittsoptimismus und Fatalismus
Die Überzeugung von der eigenen Machtlosigkeit stört die Leute nicht besonders.
Die CDU erholt sich nicht
Warum melden die Meinungsforscher so verschiedene Zahlen?
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Die Wähler sind optimistisch, aber sie danken es nicht den Regierungsparteien.
Europa - kein Thema
Die Deutschen haben sich auf Resignation eingestellt.
Die Kohl-Linie
Der Graben durch die Anhängerschaft der CDU.
Sich für Kolumbus entschuldigen
Öffentliche Meinung hat ihre Grenzen in Raum und Zeit.
Einigkeit macht anziehend
Wie die Bevölkerung die Krise der CDU und die Schwierigkeiten der SPD beurteilt.
Das Jahrhundert der Arche Noah
Die Bevölkerung wittert eine bessere Zukunft.
Der Sinn der Bürger für Kontinuität
Das Urteil über Politiker und Parteien wechselt trotz aller Aufregung nicht rasch.
Wie die Bevölkerung reagiert
Fast neunzig Prozent trauen allen Parteien versteckte Spenden und Konten zu.
Chancen und Grenzen der PDS
Obwohl links von der SPD mehr Raum ist, ist der Erfolg der Linkspartei nicht sicher.
Die Unternehmer als Patrioten
Die Motoren der Wirtschaft verschmähen Öffentlichkeitsarbeit.
Vaterlandslose Gesellen
Die Deutschen trauen den Unternehmern wenig Interesse am Gemeinwohl zu.
Wir sind ein Volk
Was die Deutschen zusammenhält.
Der Kanzler und seine Basis
Das Zutrauen zum Sozialdemokraten Schröder ist auf einen Tiefpunkt gefallen.
Zwei Drittel halten die rot-grüne Bilanz für nicht gut
Unzufriedenheit mit der Regierung, aber gute Stimmung im Land.
Zauber der Freiheit
Über unbewusste Zusammenhänge in unserem Leben und in der Politik.
Der Kosovo spaltet in Deutschland Ost und West
Die NATO, die Bundeswehr, die Wehrpflicht und was noch gebraucht wird.
Europa-Wahl aus heiterem Himmel
Nur wenn sich der Bundeskanzler einsetzt, interessieren sich die Bürger für die EU.
Frauenwelten und Männerwelten
Nicht einmal in Jahrzehnten haben sich die Interessen auf allen Feldern angeglichen.
Rückkehr in das Leben, das wirklich zählt?
Deutschland im Frühjahr 1999.
Über Nacht ein neues Meinungsklima
Zum ersten Mal seit 1996 liegt die CDU/CSU wieder vor der SPD.
Lob der Langsamkeit
Die Bevölkerung wünscht sich eine bedächtige Energiepolitik.
Ein Museum der Irrtümer
Die Ergebnisse der empirischen Sozialforschung finden keinen Eingang in die Gesellschaft.
Bevölkerung überwiegend hoffnungsvoll, Wirtschaft skeptisch
Doch auch der Optimismus der Bürger zeigt Risse. Die Stimmungslage für das neue Jahr.
Renaissance der Sozialstaatsgläubigkeit
Die Bevölkerung sieht sich als Nutznießer der neuen Politik.
Ein Riss teilt das Land
Abschied vom sozialen Klima der Nachkriegszeit.
In der neuen Lage hat die CDU neue Aufgaben
Der Vertrauensverlust und die Niederlage bahnten sich seit langem an.
Wahlkampf seit November 1995
Deutschland auf dem Weg zu einer anderen Demokratie.
Bei der Wahl ist eine hohe Beteiligung absehbar
FDP liegt vor den Grünen und SPD führt mit sinkender Tendenz.
Was der Wahlkampf bewirkt hat
Anhänger der Union halten dem Meinungsklimadruck stand.
Bund und Bayern
Die SPD hat in Umfragen bessere Ergebnisse als in den Wahlen.
Die neue Mitte als Irgendwo
Strategieänderung der SPD-Doppelspitze auf der Zielgeraden.
Meinungsführer im Wahlkampf
Die direkte Demokratie kehrt für wenige Wochen zurück.
Zum Sinn unsinniger Debatten
Die große Koalition lenkt von Rot-Grün und der PDS ab.
Schwül und verhangen
Das Meinungsklima als entscheidender Faktor.
Die Skepsis weicht dem Hoffen auf Aufschwung
Tiefgreifender Stimmungswandel. Ein Vorteil für die Regierungsparteien?
Die zwei Gesichter der PDS
Es geht nicht um Rückzugsgefechte, sondern um die künftige Macht.
Wahlkampf als Verheißung
Wie die neue Art der SPD in der Bevölkerung ankommt.
Die Luft der Freiheit weht
Die Bundestagswahl zwischen den Polen links und rechts.
Das Sein unterliegt dem Bewusstsein
Die guten wirtschaftlichen Aussichten haben sich noch nicht herumgesprochen.
Eine neue Währung bekommt keine Vorschusslorbeeren
D-Mark und Euro im Licht der Demoskopie.
Am liebsten würden die Bürger der Entscheidung ausweichen
Die Erwartungen der Anhänger von Union und SPD führen an eine Wegscheide.
Zuversicht und Angst beim Blick auf den blauen Planeten
Die Erwartungen an die Globalisierung spalten die Bevölkerung.
Kommen die Grünen aus der Mode?
Ihre Anhänger haben bei der SPD eine zweite politische Heimat.
Falsche Geborgenheit
Die Doppelbödigkeit der öffentlichen Meinung in der Diktatur.
Was ist anders als 1994?
In Deutschland kehren sich entscheidende Trends um.
Das neue Wahljahr beginnt wie das letzte
Die Hinwendung zu den Parteien ist nicht mit Vertrauen in deren Kompetenz gleichzusetzen.
Die PDS als Kristallisationspunkt der Unterschiede
Überzeugungen, Werte und Ziele der DDR-Zeit sind gespenstisch konserviert.
Nach der Vertreibung aus dem Paradies
Die zukunftsträchtige Verbindung von Effizienz und Humanität ist noch nicht gefunden.
Dienstleistungsgesellschaft Deutschland
Das Ladenschlußgesetz - ein kleiner Schritt, eine große Wende.
In der deutschen Provinz
Das Interesse der Bevölkerung an Außenpolitik geht rasch zurück.
Aus der neuen Welt
Nach Amerika schauen heißt in die Zukunft schauen.
Die Zweifel wachsen in Ost und West
Arbeitslosigkeit und Reformblockaden unterminieren das Vertrauen in die politische und wirtschaftliche Ordnung.
Mit dem Euro wird gerechnet - pünktlich zum Termin
Vor dem Abschluss der Regierungskonferenz Maastricht II.
Eine Strategie zur Verteidigung des Lesens
Kann Sozialforschung die Abwendung junger Leute von der Zeitung aufhalten?
Das Umweltthema hat seinen Zenit überschritten
Wirtschaftsfragen drängen sich nach vorn, die Professionalisierung schmälert das Engagement.
Eine Generation, zwei Gesellschaften
Junge Ostdeutsche und Westdeutsche fühlen sich politisch heimatlos.
Unbehagen über die Reformdebatte
Nach wochenlanger Kontroverse ist die Bevölkerung ratlos und desorientiert.
Des Staates treue Diener
Zur Krise des Berufsbeamtentums.
Denken im Generationenverbund
Eigeninteressen und Rücksichten in Erwartung der Rentenreform.
Die deutsche Einheit gelingt - aber wann?
Ostdeutsche und Westdeutsche ziehen Bilanz.
Das unsichere Gefühl der Sicherheit
Unter dem Eindruck spektakulärer Verbrechen wird der Ruf nach drakonischen Strafen lauter.
Political Correctness - was ist das?
Öffentliche Meinung, Meinungsklima, Tabu als Machtfragen der Politik.
Die Sparmaßnahmen: unpopulär und notwendig
Der Protest bricht sich an dem Realismus der Bevölkerung.
In der Nische
Die unsichtbare Grenze im außenpolitischen Denken von West- und Ostdeutschen.
Emotionen - ein Standortfaktor
Langsam, aber absehbar werden die Vorbehalte etwa gegen die Gentechnologie abgebaut.
Kein Kommunismus, keine Demokratie
Das Rußlandbild der Deutschen.
Rückwärtsgewandte Fortschrittspartei
Die SPD verliert die Aura der Reformpolitik.
Die Einsamkeit der CDU-Wähler im Osten
In den neuen Bundesländern stützen sie nahezu allein die Grundwerte.
Der Freiheit entwöhnt
Sicherheitsstreben und egalitäre Tendenzen unterminieren die Wertschätzung des Freiheitsideals.
Wer schafft Arbeitsplätze?
Falsche Annahmen behindern die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.
Bündnis für Arbeit
Die Bevölkerung begleitet den Versuch mit Wohlwollen und Skepsis.
Ins neue Jahr mit deutlich weniger großen Hoffnungen
Die Stimmungslage der Deutschen ist gekippt, verspricht aber moderates Wachstum.
Wo sind die Zeugnisse des Umlernens?
Nach dem Ende der Ausgrenzung wollen die PDS-Anhänger mitregieren - ein Parteiportrait.
Kühle Realisten
Die Bevölkerung blickt der Währungsunion skeptisch, aber emotionslos entgegen.
Hüter oder Herrscher?
Die öffentliche Wahrnehmung des Bundesverfassungsgerichts ändert sich.
Europa hinter einem Schleier
Schlechte Information, wenig Wissen, widersprüchliche Einstellungen.
Das demokratische Defizit
Zum fünften Jahrestag der deutschen Einheit.
Ist die Marktwirtschaft nicht menschlich genug?
Die Zweifel der ostdeutschen Bevölkerung an dem bundesdeutschen Wirtschaftssystem.
Die dritte Partei
Die Balance zwischen Rechts und Links geht verloren.
Unerwartete Wende
Die Bevölkerung revidiert ihre Haltung zum Wehrdienst.
Der geteilte Himmel
Geschichtsbewusstsein in West- und Ostdeutschland oder Zwei Ansichten deutscher Geschichte.
Frieden, nicht Befreiung
Wie die Kriegsgeneration heute über den 8. Mai denkt.
Kein Schutz, keine Gleichheit, keine Gerechtigkeit
Rechtsbewusstsein in Ost- und Westdeutschland.
Blendendes Farbenspiel
Die Anhänger von CDU und Grünen trennen Welten.
Die Deutschen und der Staat
Trümmer eines mit politischen Umbrüchen gefüllten Jahrhunderts.
Ein Hoffnungsaufschwung wie seit über 35 Jahren nicht mehr
Die Wirtschaft steht zum Jahresbeginn vor einem aufgerissenen blauen Himmel.
Streitpunkt Familienförderung
Hohes Ansehen der natürlichen Selbsthilfegruppe, aber keine Einigkeit über ihre vorrangige Unterstützung.
Der Phönix unter der Asche
Die FDP, ihre Wähler und ihr Potential unter den Wahlberechtigten.
Das Kräftemessen mehrt das Ansehen
Der Wahlkampf als Verteidigung der Demokratie.
Einmal entscheidet die Zweitstimme, ein andermal die Erststimme
Bundestagswahl - spannend bis zuletzt.
Im Schatten der SED
Nur mit Hilfe der PDS kann die SPD eine Beteiligung an der Macht erringen.
Wahlkampf der Gefühle
Sind Parteiprogramme zur Nebensache geworden?
Aus dem Tief in ein Stimmungshoch
Die wirtschaftliche Lage bessert sich, die Parteienverdrossenheit schwindet.
Die FDP und die Versuche, sie totzureden
Die Freie Demokratische Partei liegt zwischen 7 und 9 Prozent der Zweitstimmen.
Trio ohne Widerhall
Demotivierte SPD-Anhänger, hochmotivierte PDS-Anhänger.
Eine Richtungswahl
Gemeinsame Ziele der Linken oder demokratischer Konsens: Was hat Vorrang?
Die Wahl ist nicht entschieden
Wählerstimmung und Parteineigung vor Beginn des Wahlkampfes.
Eine Nation zu werden ist schwer
Ostdeutsche Sozialisation und westdeutsche Unbefangenheit.
Ewiggleiche Rituale, geringes Interesse
Die Klischees der Arbeitslosigkeit trüben die Wahrnehmung der Deutschen.
Wenig Neigung zur Demokratie
Ein demoskopisches Portrait der PDS-Anhänger.
Ein Anlass zur Freude, trotz allem
Die Deutschen wollen das vereinte Europa.
Deutschland vergreist - wen kümmert's?
Die Alten von morgen befassen sich kaum mit der Zukunft.
Blühende Landschaften, welkende Launen
Stimmungsumschwung in den neuen Bundesländern.
Der Mythos vom Nichtwähler
Die Deutschen wählen nicht rational, aber sie wählen.
Fürsorglich, unerschöpflich, zu teuer
Die Deutschen bejahen den Sozialstaat, doch die Angst vor den Kosten wächst.
Der dritte Weg, der starke Mann
Die Demokratie verliert in Deutschland Strahlkraft. Wehmütige Blicke zum 'besseren Sozialismus'.
Die Bevölkerung geht mit Hoffnungen in das neue Jahr
Die 'geheimnisvollen Stimmungsprozente' deuten auf leichtes Wachstum.
Die Wende im Nebel
Die Deutschen wollen einen Kurswechsel, doch die Richtung ist umstritten.
Im Platzregen ziehen die Deutschen die Köpfe ein
Reaktionen auf die Wirtschaftskrise.
Gerecht ist die Steuer, die andere trifft
Beim Geld hört in Deutschland der Patriotismus auf.
Wenn die Kasse bezahlt, kommen die Kranken ins Heim
Die Pflegeversicherung könnte die familiäre Betreuung schwächen.
Die Ausländerfeindlichkeit in Deutschland ist gering
Wirklich unbeliebt sind die Extremisten.
Lügen werden verziehen, doch beim Geld hört der Spaß auf
Affären, Skandale, Konflikte im Urteil der Bevölkerung.
Hohe Ansprüche, wenig Teilnahme
Der Bürger und die Kommunalpolitik.
Wird sich jetzt fremd, was zusammengehört?
Die Deutschen empfinden sich immer weniger als ein geeintes Volk.
Bei der Abtreibung ist der Osten festgelegt
Vor dem Karlsruher Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Paragraphen 218.
Stammwähler, Protestwähler und Sympathiewähler
Die Republikaner schöpfen aus drei Quellen.
Breite Mehrheit für Blauhelmeinsätze deutscher Soldaten
Anhänger aller Parteien wollen Beteiligung an UN-Aktionen.
Man kennt die Stärken und Schwächen recht gut
Wie die Deutschen über ihr Land als Wirtschaftsstandort denken.