Bei längeren Texten zieht die große Mehrheit gedruckte Versionen dem Lesen am Bildschirm vor. 62 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahre präferieren die Printversion, nur 8 Prozent lesen lieber am Bildschirm; 24 Prozent lesen am Bildschirm genau so gerne wie auf Papier, 6 Prozent sind unentschieden. In keiner Altersgruppe ist eine ausgeprägte Vorliebe für Bildschirmtexte zu erkennen; auch von den Unter-30-Jährigen zieht nur eine Minderheit von 16 Prozent Bildschirmtexte den Printversionen vor. Für die Jüngeren – und eingeschränkt auch für die mittleren Alterssegmente – ist aber typisch, dass viele genau so gerne am Bildschirm lesen wie auf Papier. Beides kommt in Betracht; die Nutzungsform wird vom Angebot und vom Nutzungskontext bestimmt. Diese Ambivalenz ist auch für die Leser von E-Books und der app-gestützten E-Paper von Zeitungen und Zeitschriften typisch.
Sehr dynamisch entwickelt sich zurzeit der Kreis der Leser von E-Books. Er ist gegenüber dem Vorjahr um fast 50 Prozent gewachsen, von 5,1 Millionen auf 7,6 Millionen Personen. Mehr als jeder Zehnte liest bereits E-Books. Auch in dieser technisch vermittelten Form bleiben Bücher eine Frauendomäne; E-Books werden zu 57 Prozent von Frauen gelesen. Überdurchschnittlich oft greifen die jüngeren und mittleren Altersgruppen zwischen 20 und 59 Jahren zu E-Books. Verglichen mit den gedruckten Büchern ist der Lektüreschwerpunkt in den höheren Bildungs- und Sozialschichten bei E-Books noch etwas stärker akzentuiert. E-Book-Leser interessieren sich besonders ausgeprägt für Bücher, stärker noch als buchaffine, die ausschließlich gedruckte Bücher lesen.
E-Books werden ganz überwiegend auf speziellen E-Book-Readern wie dem Kindle gelesen. Drei Viertel der E-Book-Leser verfügen über ein elektronisches Lesegerät für Bücher. 24 Prozent lesen E-Books (auch) auf dem privaten Tablet-PC und 17 Prozent (auch) auf dem Smartphone. In den nächsten Jahren kann mit einer Ausweitung des Kreises der E-Book-Leser und des Marktes für E-Books gerechnet werden. Für gut 17 Prozent der Bevölkerung (12,3 Mio.) kommt die elektronische Buchlektüre durchaus in Frage.
Dieser Potentialkreis ist ähnlich strukturiert wie der Kreis der heutigen Leser von E-Books. Überdurchschnittlich vertreten sind Frauen, die jüngeren und mittleren Altersgruppen sowie die höheren Bildungs- und Statusschichten. Mit den gegenwärtigen Nutzern teilen sie das weit überdurchschnittliche Bücherinteresse. Die bisherigen E-Book-Leser sind überdurchschnittlich erfahren im Umgang mit Computern. Für den Potentialkreis gilt dies nur noch eingeschränkt. Damit wird sich die Computeraffinität der E-Book-Leser weiter zurückbilden.
Nahezu zwei Fünftel der potentiellen E-Book-Leser verfügen bereits über einen E-Book-Reader im Haushalt (9 Prozent) oder planen in naher Zukunft den Kauf eines Lesegeräts für Bücher (28 Prozent). Auch Tablet-PCs sind in der Potentialgruppe schon weit verbreitet (21 Prozent) oder sollen in absehbarer Zeit angeschafft werden (27 Prozent). 27 Prozent der potentiellen E-Book-Leser verfügen schon heute über ein gut geeignetes Lesegerät oder planen dessen Anschaffung.
Die zunehmende Verbreitung von Smartphones und Tablet-PCs verbessert die Voraussetzungen für den digitalen Vertrieb von Zeitungs- und Zeitschriftenangeboten. Zurzeit nutzen knapp 13 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahre app-gestützte Digitalangebote von Zeitungen und Zeitschriften; das entspricht einem Nutzerkreis von 8,9 Millionen Personen. Rund zwei Drittel davon nutzen solche Angebote ausschließlich auf dem Smartphone, 16 Prozent ausschließlich auf dem Tablet-PC und 18 Prozent verwenden beide Geräte für die Nutzung von Zeitschriften- oder Zeitungs-Apps.
Die app-gestützten Ausgaben von Zeitungen und Zeitschriften werden hauptsächlich von Männern gelesen; jüngere Nutzer überwiegen. Vier Fünftel der Leser sind fortgeschrittene Computeranwender, ein Drittel zählt zur technischen Avantgarde. Die Technik- und Computeraffinität ist stärker ausgeprägt als bei den Nutzern von E-Books.
Während es weitgehend selbstverständlich ist, dass auch E-Books bezahlt werden müssen, ist dies bei den Digitalversionen von Zeitungen und Zeitschriften nicht der Fall. Die jahrelange Praxis, Artikel aus den Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen auf den Marken-Websites kostenlos anzubieten, hat die Gratismentalität der Leser gefördert. Die pauschal ermittelte Zahlungsbereitschaft für die unterschiedlichen Digitalangebote von Zeitungen und Zeitschriften, vom Digitalabo mit allen Ausgaben über den Kauf einzelner Ausgaben bis zum Kauf einzelner Artikel, ist eng begrenzt. Dies ist eine der Hürden, die das Marketing für die digitalen Angebote von Zeitungen und Zeitschriften überwinden muss.